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Die Bank zahlte die Flüge zum libyschen Revolutionsführer M. Gaddafi.
Die Hypo Alpe Adria hat im System Kärnten eine wichtige Rolle gespielt - und die unorthodoxen Systeme von Land und Bank dürften einander geähnelt haben. Bei der Bemessung von Beraterhonoraren etwa zeigte sich Kärnten sehr freigiebig, die Bank auch. Bestes Beispiel: Steuerberater Dietrich Birnbacher, ein Freund von Landeshauptmann-Vize Josef Martinz (ÖVP), wurde vor dem Verkauf der Bank an die BayernLB von Landeshauptmann Jörg Haider und Martinz engagiert. Sein sechsseitiger Befund war den beiden zwölf Millionen Euro wert. Birnbacher verzichtete später auf die Hälfte; für die andere musste der Steuerzahler geradestehen.
Fette Honorare flossen bei allen großen Deals im Land am Wörthersee, etwa beim Teil-Verkauf der Kelag an den deutschen Energieriesen RWE; dabei sollen auch Manager Provisionen bekommen haben. Auch die See-Deals mit dem ÖGB brachten den Involvierten viel Kies. So soll allein die Vertragsabwicklung des Kaufs des Maltschacher-Sees den Beratern eine Million Euro gebracht haben.
Jede Menge teurer Berater hielt man sich auch in der Ende 2009 verstaatlichten Bank: Aus Chefs (gegen die heute Verfahren laufen) wurde nach ihrem Ausscheiden Consultants mit Millionenansprüchen. Ob Werner Schmidt (später: BayernLB-Chef) oder PR-Experte Norbert Essing oder jede Menge Anwälte: Allein im Jahr 2009 sollen die Beraterkosten in der Hypo-Gruppe auf 60 Millionen Euro explodiert sein.
Auch gemeinsame Flüge nach Libyen waren immer wieder Thema zwischen Land und Bank, die Kosten für die Tickets übernahm nicht selten die Bank - entgegen anderer Darstellung Jörg Haiders. Die Bezahlung seiner Tickets soll über das Hypo-Konto einer Mitarbeiterin aus dem Büro des Landeshauptmanns gelaufen sein.
Wichtige Drähte bestanden auch zwischen der Hypo Kärnten und libyschen Instituten. Eine in Tripolis domizilierte Bank gehörte rund ums Jahr 2003 zu den Liquiditätsgebern der Kärntner Hypo, stellte ihr für ein Jahr eine Geldmarktlinie von ungefähr 20 Millionen Dollar zur Verfügung. Interbanken-Deals, die im Allgemeinen zum täglichen Brot im Finanzgeschäft zählen; wobei die Bankbeziehungen Österreich/Libyen im Besonderen nicht rasend ausgeprägt sind.
Während etwaige Bankverbindungen des verstorbenen Landeshauptmanns in Liechtenstein noch ungeklärt sind, spielte die Hypo Liechtenstein für die ehemalige Kärntner Landesbank ganz sicher eine tragende Rolle. Über die Hypo-Banktochter in Schaan liefen jede Menge Geschäfte, und zwar über Gesellschaften, Anstalten und Stiftungen der Kunden. Die Justiz ermittelt nun, ob dabei "Gelder abgezweigt wurden", wie es in einem Rechtshilfeersuchen der Österreicher beim Gericht in Vaduz ausgedrückt wurde.
Diese Deals über Liechtenstein liefen auch in den Augen so mancher Bankmitarbeiter "höchst intransparent und ungewöhnlich" ab. Ein ehemaliger hochrangiger Banker etwa berichtet dem Standard von einem Flug im Firmenjet nach Liechtenstein. Auf der Agenda standen Termine mit den Kollegen im Fürstentum, mit von der Partie war unter anderem ein Vorstandsmitglied der Kärntner Bank. Und mit im Gepäck: drei kleine Koffer, in denen Banknoten gewesen seien.
Was die Atmosphäre in der Bank betraf, so dürfte sich die nach der Jahrtausendwende grundlegend geändert haben. Ab diesem Zeitpunkt explodierten die Geschäfte, das Eigenkapital konnte dabei kaum noch mithalten. "Das alles wurde drei Schuhnummern zu groß für uns. Aber die Bank-Chefs glaubten, das politische Backing dafür zu haben: Haider in Kärnten, Finanzminister Karl-Heinz Grasser in Wien", erzählt einer, der dabei war.
Drei Schuhnummern zu groß
Die Chefs seien übermütig geworden, hätten große Deals gemacht, ohne den Aufsichtsrat zu informieren. Sukzessive habe man begonnen, die Dinge zu verschleiern. Entsprechende Warnungen an den damaligen Bankchef, Wolfgang Kulterer, der die Bank ja aufgebaut hatte, schlug selbiger in den Wind, wie man in Kärnten und Wien heute erzählt.
Was Kulterer mit seinem Landeshauptmann - entgegen landläufiger Darstellungen verstanden sich die zwei gar nicht gut - verband: Beide sahen in Wien den Feind; der eine in der Politik, der andere bei seinen Konkurrenten von den Wiener Großbanken und bei den Aufsichtsbehörden. (Renate Graber/DER STANDARD-Printausgabe, 3.8.2010)