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Rund 780 Millionen Liter Öl sind aus dem Leck geströmt.

Foto: AP Photo/Charlie Riedel

 Neuste Zahlen von US-Wissenschaftlern bestätigen: Die Ölpest im Golf von Mexiko ist die schlimmste der Geschichte. Bis zur provisorischen Abdichtung des Lecks Mitte Juli strömten innerhalb von drei Monaten rund 780 Millionen Liter (4,9 Millionen Barrel) Rohöl aus, das sind 666.400 Tonnen, teilte die Einsatzzentrale der Regierung die bisher genauesten Schätzungen von Wissenschaftlern mit. Nicht einmal ein Fünftel davon (127 Millionen Liter/800.000 Barrel) seien aufgefangen und auf Schiffe abgepumpt worden, hieß es am Montagabend (Ortszeit). Die möglichen Abweichungen der Schätzungen betrügen plus-minus zehn Prozent.

"Insgesamt schätzen die Wissenschaftler-Teams, dass rund 4,9 Millionen Barrel Öl aus dem Bohrloch geflossen sind", hieß es in der Erklärung des Krisenstabes aus Vertretern der US-Regierung und des britischen Erdölkonzerns BP. Bisherige Schätzungen waren bereits von drei bis 5,3 Millionen Barrel ausgelaufenen Öls ausgegangen. Zuvor galt die Katastrophe nach einer Explosion auf der mexikanischen Ölförderanlage "Ixtoc" 1979 als die schwerste Ölpest. Damals flossen etwa eine halbe Million Tonnen (3,3 Millionen Barrel) ebenfalls in den Golf von Mexiko. Bei der Havarie des Tankers "Exxon Valdez" 1989 vor der Küste Alaskas strömten "lediglich" rund 40.000 Tonnen ins Meer. Die jüngste Ölpest hatte sich nach der Explosion der BP-Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" am 20. April im Golf von Mexiko ausgebreitet.

Versiegelung begonnen

Am Dienstag wurde dann mit dem Verschluss des defekten Bohrlochs begonnen. Nach dem positiven Verlauf von Tests am defekten Ventil setzte BP umgehend die Aktion "Static Kill" in Gang. Dabei soll das bisher provisorisch geschlossene Bohrloch mit einer zähflüssigen und schweren Flüssigkeit verschlossen werden. Diese sogenannte Bohrspülung, die zwei Tage dauern wird, soll das Öl zurück in seine Lagerstätte drängen. Abschließend soll der Schlammpropfen mit Zement gefestigt werden.

Bei der "static kill" genannten Methode werden unter hohem Druck schwerer Bohrschlamm und Zement durch die Mitte Juli aufgesetzte Verschlusskappe in das Bohrloch in 1.500 Meter Tiefe eingefüllt, um dieses endgültig zu verschließen. Es werde rund 24 Stunden dauern, bis klar ist, ob die Operation Erfolg hat. Bei der Operation könnten zeitweise geringe Mengen Öl ins Meer fließen, warnte Einsatzleiter Thad Allen.

Operation "Bottom Kill"

Der finale Akt zur Versiegelung soll dann etwa eine Woche später stattfinden. Dann wollten die Ingenieure auch das Öl-Reservoir in der Tiefe versiegeln. Bei dieser Operation "bottom kill" sollen in 5,4 Kilometer unter dem Meeresboden ebenfalls Schlamm und Zement in die Steigleitung gepumpt werden. BP gab am Montag (Ortszeit) allerdings bekannt, dass es schon ausreichen könnte, das Loch von oben zu verschließen, das Bohrloch könnte möglicherweise somit auch ohne die beiden Entlastungsbohrungen verschlossen werden, die der Ölkonzern weiterhin vorantreibt.

Falls der "static kill" von oben gelinge, würden die Entlastungsbohrungen nicht mehr benötigt, sagte BP-Vizepräsident Kent Wells. Beide Bohrungen, die bis zu 100 Millionen Dollar (76,5 Mio. Euro) pro Stück kosten, würden aber fortgesetzt. Sie könnten dazu benutzt werden zu überprüfen, ob das Bohrloch tatsächlich abgedichtet worden sei, sagte Wells. (APA/dpa/AFP/apn)