Wien - Der heimische Feuerfestkonzern RHI konnte im Halbjahr deutlich zulegen und lag bei Umsatz und Ergebnis über den Analystenerwartungen. Das Betriebsergebnis Ebit hat sich von 21,4 Mio. Euro im Vorjahr auf 70,3 Mio. Euro mehr als verdreifacht (plus 228,5 Prozent). Von den Analysten war ein Anstieg auf 62,8 Mio. Euro erwartet worden. Der Umsatz des Unternehmens wuchs in den ersten 6 Monaten um 22,5 Prozent auf 740,7 Mio. Euro; die Analysten hatten einen Umsatz von 688,5 Mio. erwartet.

 

Der starke Umsatzzuwachs des Feuerfestkonzerns RHI sei vor allem vom Stahlsegment getrieben, sagte Generaldirektor Thomas Fahnemann am Dienstag. In diesem Bereich habe sein Unternehmen auch Marktanteile gewonnen. Nun verhandle RHI - auch unter dem Druck steigender Rohstoffpreise - mit den Kunden über Preiserhöhungen. Es sei unklar, ob diese schon im dritten Quartal durchgesetzt werden können.

Betriebsergebnis höher

Das operative Ergebnis konnte gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 31,1 Mio. Euro um 139,2 Prozent auf 74,4 Mio. Euro gesteigert werden, teilte das Unternehmen am Dienstag ad-hoc mit. Der Saldo aus Buchwertabgängen und der Versicherungsentschädigung für vom Erdbeben zerstörte Anlagen im Werk in Chile habe sich dabei mit einem positiven Einmaleffekt von 7,9 Mio. Euro niedergeschlagen. Die operative Ergebnismarge konnte von 5,1 Prozent auf 10,0 Prozent gesteigert werden.

Gegenüber dem 1. Quartal 2010 habe sich das 2. Quartal 2010 positiv entwickelt: Die Umsatzerlöse lagen 16,5 Prozent über dem Vorquartal, das Quartals-Ebit konnte von 31,7 Mio. Euro auf 38,6 Mio. Euro erhöht werden.

Zum Halbjahres-Bilanzstichtag 02.07.2010 konnte die Eigenkapitalquote von 20,0 Prozent auf 22,3 Prozent erhöht werden. Gegenüber dem Halbjahres-Bilanzstichtag des Vorjahres stieg das Eigenkapital um 59,5 Prozent von 196,7 Mio. auf 313,8 Mio. Euro, die Nettoverschuldung sank im Vergleichszeitraum um 24,0 Prozent von 308,4 Mio. Euro auf 234,4 Mio. Euro.

Trotz starkem Wachstum erreiche RHI noch nicht die Zahlen von vor der Krise. Dazu "fehlt vor allem noch das Industriesegment", so Fahnemann. Dieser Bereich habe wohl noch um die 20 Prozent Kapazitätsreserven, während sich Stahl der Vollauslastung nähere. Fahnemann rechnet nicht mit einem zweiten Einbruch der Wirtschaft. Alle Indikatoren würden darauf hinweisen, dass es weiter bergauf geht. Das dritte Quartal könnte für RHI allerdings entsprechend der üblichen saisonalen Schwankungen "leicht schwächer" ausfallen.

Positiver Ausblick

Die RHI geht von einer anhaltenden Erholung der Weltwirtschaft im 2. Halbjahr aus, die weiterhin vor allem vom Wachstum in den Emerging Markets getragen wird. Eine mögliche Verlangsamung der Wachstumsdynamik dürfte dem positiven Gesamttrend nicht entgegen stehen. Unsicherheiten könnten sich aus Veränderungen im Rohstoffpreisgefüge ergeben.

Der Auftragsstand der Division Stahl für das 3. Quartal 2010 lasse einen mit den beiden Vorquartalen vergleichbaren, wenn auch saisonal bedingt moderat abgeschwächten Geschäftsverlauf erwarten. Für das gesamte 2. Halbjahr 2010 rechnet RHI mit einem leichten Rückgang der weltweiten Stahlproduktion gegenüber dem 1. Halbjahr 2010. Zudem werden die gestiegenen Rohstoffkosten einen Margendruck auslösen und signifikante Preisanpassungen in den kommenden Quartalen erforderlich machen.

In der Division Industrial wird die Marktentwicklung positiv gesehen und mit einem Umsatz im 2. Halbjahr leicht über dem des 1. Halbjahres gerechnet, was vor allem auf ein gutes 4. Quartal zurückzuführen sein werde. Die Entwicklung in der Division Rohstoffe werde im 2. Halbjahr von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung - vor allem im Stahlbereich - abhängig sein, heißt es. 

Insgesamt erwartet die RHI für das 2. Halbjahr einen Umsatz auf Niveau des 1. Halbjahres. Die gestiegenen Rohstoffkosten und die verzögerten Preisanpassungen lassen im 3. Quartal 2010 eine EBIT-Marge von 50 bis 150 Basispunkten unter der des 1. Halbjahres erwarten.

Im Ausland arbeitet RHI am Ausbau seiner Beteiligungen. Wie früher angekündigt, will RHI die zunächst 10-prozentige Beteiligung in Russland auf eine Mehrheit aufstocken, geplant sei dieser Schritt noch heuer. Problematisch bleibt für das Unternehmen die Politik Chinas, wertvolle Rohstoffe mit Exportlizenzen oder Exportsteuern zu belasten. (APA)