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Caterina Fake ist an Hunch maßgeblich beteiligt.

Foto: Reuters

Ein persönliches Porträt von Flickr-Mitbegründerin Caterina Fake zeichnet das Technik-Magazin Wired. Fake ist mittlerweile Produktchef für Hunch, ein Dienst zur Personalisierung des Internets der Dienste wie Amazon oder Netflix in den Schatten stellen soll.

Soziale Person

Caterina Fake arbeitet seit Juni 2008 für den Internetdienstanbieter Hunch. Einmal pro Woche beendet Fake die Arbeit für sich und ihre Mitarbeiter vorzeitig. Stattdessen werden Bier getrunken, Musik gehört und Brettspiele gespielt. Für sie steht dabei aber nicht etwa das Gewinnen im Vordergrund, sondern das Sozialisieren. Spielen ihre Mitarbeiter miteinander und amüsieren sich, hat F. ihre Aufgabe erfüllt. Und auch außerhalb des Berufslebens ist sie ein sehr sozialer Mensch. "Ich habe früher Leute eingeladen um Handarbeiten zu machen", etwa für Weihnachten. "Ich bin einfach eine sehr soziale Person", erklärt F. weiter.

Flickr ist vorbei

Leute miteinander zu verbinden ist ihr Hobby, und das zeigt sich auch im Berufsleben. Als Mitgründerin des Fotoportals Flickr schaffte F. eine Plattform zum Austausch von Bildern. Rund vier Milliarden Fotos befinden sich mittlerweile in der Datenbank des Services. Mit Hunch möchte die ambitionierte Unternehmerin ein neues Problem in Angriff nehmen: Online-Empfehlungssysteme. Bislang fehlt de perfekte Algorithmus, ist man sich in Expertenkreisen einig. Neben Amazon und Google haben etwa auch Pandora oder Netflix in den vergangenen Jahren viel Zeit und Geld auf der Suche nach einem solchen investiert. Auch wurde mit der Sammlung persönlicher Daten begonnen um ein psychologisches Profil erstellen und entsprechende Produkte anbieten zu können.

Abstrakt

Dass für Unternehmen weitere Arbeit in diesem Beeich ansteht ist gemeinhin bekannt. Netflix etwa bietet seit geraumer Zeit eine Million US-Dollar für jene Person, der es gelingt das Online-Empfehlungssystem um zehn Prozent zu verbessern. Die neue Idee Fakes: Leute sollen von sich selbst erzählen, sowie ihren Meinungen, Geschmäckern und Überzeugungen. Wurden genug Informationen mit der Plattform geteilt, werden diese herangezogen um detaillierte Empfehlungen für andere Nutzer auszusprechen. Hunch lernt mit der Zeit indem es Nutzern Fragen stellt. Je mehr Leute diese Fragen beantworten, desto genauer ist die Beratung von Hunch. Der Dienst erkennt abstrakte Zusammenhänge, zum Beispiel mögen Leute die Fliegen jagen Zeitungen, wer an Entführungen durch Aliens glaubt trinkt lieber Pepsi.

Hunch wurde von Fake zusammen mit Chris Dixon gegründet. Dixon ist Wegbereiter für sogenannte soziale Suchmaschinen welche User-generierte Inhalte mit Algorithmen verbinden. Sein Dienst Aardvark existiert seit drei Jahren und sammelt Daten von insgesamt 90.000 Benutzern.

Fake

Bei Hunch handelt es sich allerdings um einen weitaus umfangreicheren Dienst, der einzigartige psychographische Daten sammelt. Das Ziel sei es letztlich "jede Person im Internet mit jedem Objekt im Internet" zu verbinden. Um damit auch Erfolg zu haben, hofft Technikinvestor Chris Dixon auf ein erneut glückliches Händchen von Fake, welcher der Verkauf von Flickr damals Millionen Dollar bescherte.

F. erklärt, dass sie Technologie "menschlicher machen" möchte. Ihre privaten Interessen sind breit gefächert, erklärt sie. Sie interessiert sich für Kunst, Reisen, Literatur und kann rund 100 Gedichte von Shakespeare bis Yeats zitieren. Auch beruflich war Fakes Weg unkonventionell: 1997 zeichnete sie sich für die Community-Foren bei Netscape verantwortlich. Im Jahr 2002 gründete sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten, Stewart Butterfield, Ludicorp. Das Unternehmen brachte als erstes Produkt ein Massively Multiplayer Online Rollenspiel namens "Game Neverending". Tatsächlich diente das Spiel letztlich der Sozialisierung beziehungsweise Zusammenkunft mehrerer Personen, via Internet.

Idee

Nachdem Ludicorp ein Jahr später schließen musste arbeiteten Butterfield und Fake bereits an einem neuen Projekt: Flickr. Zwar gab es bereits Seiten zum Foto-Teilen, wie Shutterfly oder Snapfish, doch Flickr war anders. Leute konnten sich gegenseitig folgen und markieren. Auch nimmt sich Flickr selbst nicht ganz so ernst und bringt ein spielerisches Attribut mit ein.

Die Frische von Flickr erkannte auch Yahoo und wusste, dass Fake sich maßgeblich für den großen Erfolg der Plattform verantwortlich zeichnete. Deshalb wurde im Rahmen der Übernahme für 35 Millionen US-Dollar im Jahr 2005 ein zusätzlicher Drei-Jahres-Vertrag mit F. ausgehandelt. Sie sollte leitenden Personen mehr Spontanität und Improvisationskunst vermitteln.

Erfolgsgeschichte

Mittlerweile ist Fake geschieden, ihren dreijährigen Vertrag mit Yahoo hat sie eingehalten und pünktlich im Jahr 2008 beendet. Nun arbeitet sie mit Dixon zusammen an Hunch und bringt dort ihre Erfahrungswerte mit ein. Vor allem spielerische Elemente und Humor spielen bei Hunch eine wichtige Rolle. Mit dem Start im Juni des vergangenen Jahres ist es Hunch gelungen zahlreiche User für sich zu gewinnen, mittlerweile gibt es rund 7.400 Power-User die ihre Meinungen und ihr Wissen kostenlos bereitstellen.

Der durchschnittliche Hunch-Nutzer beantwortet 152 Fragen, das bedeutet rund 55 Millionen Antworten, erklärt F. Die vielen Informationen führen zu mehr Präzision, Nutzer bestätigten gegenüber Hunch, dass rund 70 Prozent aller Empfehlungen zutreffend waren. "Unsere internen Tests zeigen, dass wir bereits so präzise wie Netflix und Amazon sind", erklärt Dixon. Und auch Fake ist von dem Dienst überzeugt, er würde Geheimnisse über den menschlichen Charakter enthüllen und Dinge zum Vorschein bringen, die bislang gänzlich unbekannt waren. (pd)