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Frankfurt - Auslaufende Patente und der immer größere Anteil von Nachahmermedikamenten setzen die Pharmafirmen einer Studie zufolge unter Druck. So läuft bis 2015 der Patentschutz von Präparaten im Wert von 130 Mrd. US-Dollar (99,4 Mrd. Euro) aus, wie aus einer am Dienstag vorgestellten Untersuchung der Managementberatung "Accenture" hervorgeht.

Neue Arzneien können diese Umsatzausfälle nach Einschätzung der Beraterfirma nicht wettmachen. "Bei vielen dieser Medikamente ist es auch unwahrscheinlich, dass sie ein Umsatzvolumen von mehr als einer Milliarde Dollar pro Jahr haben werden, womit die Ära der Blockbuster zu Ende geht", argumentieren die Experten.

Zu den weltweit bekanntesten Präparaten, die bald nicht mehr patentgeschützt sind, gehört der Cholesterinsenker Lipitor von Pfizer, das derzeit weltweit umsatzstärkste Medikament. Auch beim Blutverdünner Plavix von Sanofi-Aventis und Bristol-Myers Squibb läuft der Patentschutz aus. Beide Präparate erwirtschaften mehrere Milliarden Dollar Umsatz im Jahr.

Billigere Kopien

Endet der Patentschutz eines Medikaments, können Generikakonzerne ihre billigeren Kopien vermarkten. Das Originalpräparat büßt dann in kurzer Zeit häufig den Großteil des Umsatzes ein. Für einzelne Unternehmen ist diese Entwicklung mit besonders scharfen Umbrüchen verbunden. So laufen der Studie zufolge beim britisch-schwedischen Arzneimittelhersteller AstraZeneca seit 2008 Patente von Präparaten aus, die zusammen etwa die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen. Diese Entwicklung werde bis 2013 anhalten.

Der Anteil älterer Arzneimittel auf dem Weltpharmamarkt nimmt der Studie zufolge deutlich zu. So werde 2011 unter den weltweit bestverkauften 50 Arzneimitteln der Anteil von Präparaten, deren Patente in den nächsten zwei Jahren ablaufen oder bereits abgelaufen sind, bei rund 40 Prozent liegen. Noch 2007 habe dieser Anteil bei 15 Prozent gelegen und im Jahr 2002 waren der Studie zufolge unter den Top-50-Präparaten lediglich zwölf Prozent ältere Arzneien.

Nach Ansicht von "Accenture" müssen ältere Medikamente von den Pharmafirmen anders vermarktet werden als Wachstumspräparate. "Bei neuen Präparaten geht es vor allem um Wachstum und Marktanteile. Bei reifen Produkten muss der Fokus dagegen auf Profitabilität liegen", sagt die Life-Science-Expertin von "Accenture", Andrea Brückner, die die Studie mit verfasst hat. So könnten neue und ältere Präparate etwa in getrennten Einheiten vermarktet werden. Auch könnte die Vermarktung reifer Produkte an Generikasparten angedockt werden, sofern die Unternehmen sie haben. Für die Firmen sei es möglicherweise sinnvoll, vor Patentablauf eine Lizenz für ein Generikum an einen anderen Hersteller zu vergeben. (APA/Reuters)