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Björk, hier auf einem Foto von Anfang Juni, engagiert sich politisch.

Foto: AP/Skyses

Island ist die Insel aus Feuer und Eis, das weiß man spätestens seit der Aschewolke des vergangenen Frühjahrs. Der Vulkan Eyjafjallajöküll spuckte, und der europäische Flugverkehr lag darnieder.

Ebenfalls bekannt ist, dass Island nach dem Zusammenbruch seines Bankensystems dringend Geld benötigt. Die Regierung in Reykjavik will deshalb das bereits 2007 teilprivatisierte Geothermiekraftwerk "HS Orka" nun vollständig verkaufen, und zwar an den kanadischen Energieriesen Magma Energy. So weit, so geplant.

Nicht eingeplant war offenbar der Widerstand der Isländerinnen und Isländer - und der spricht mit sehr prominenter Stimme: Keine Geringere als die weltbekannte isländische Musikerin Björk stemmt sich nämlich an vorderster Front der Aktivisten gegen den Verkauf des Kraftwerks ans Ausland. Island riskiere mit dem Verkauf, sich zum "Dritte-Welt-Sklaven" zu degradieren, falls die Kontrolle über die geothermischen Kraftwerke verloren gehen sollte, sagte sie der "Financial Times" (FT).

Billiger Strom

HS Orka produziert rund ein Zehntel der gesamten isländischen Energie, und zwar aus aufgeheizten Bodenformationen, die dicht unter der Erdoberfläche liegen. Der so erzeugte Strom ist günstig, was unter anderem ein wichtiges Argument bei dem Versuch darstellt, dringend benötigte Investitionen aus dem Ausland - etwa in Form von Industrieansiedlungen - zu bekommen.

Magma wollte HS Orka mitsamt der Schulden in Höhe von 186,7 Millionen Dollar übernehmen, zum Preis von einer halben Milliarde Dollar. Das in Toronto börsenotierte Unternehmen, das schon bisher in Island sowie in Chile, Peru, Nicaragua, Argentinien und in den USA tätig ist, wäre mit der bisher größten Übernahme zum Geothermie-Weltmarktführer geworden.

Zerreißprobe

Daraus könnte nun nichts werden. Der Widerstand wächst, auch in den Reihen der an der Regierung beteiligten Grünen. Diese drohen bereits damit, die Koalition platzen zu lassen. Premierministerin Jóhanna Sigurdardóttir, die sich wie berichtet auch für einen baldigen EU-Beitritt ihres Landes einsetzt, rief vor wenigen Tagen einen Ausschuss ins Leben, der den Deal nochmals untersuchen soll.

Bei Magma Energy hat man davon aber langsam genug. Die Aktionäre seien bereits sehr frustriert, sagte CEO Ross Beaty der "FT" - und droht damit, das Kauf-Offert seinerseits wieder zurückzuziehen. (map, derStandard.at, 3.8.2010)