Rachel in London.

Foto: Okto

Wien - "Fraulein Rachel pendelt zwischen London und Berlin und sagt den Menschen, was out und was in ist. Wer also wissen, will, was in ist, hört zu": Zum Sound von Mr. Sandman tänzelt eine zarte Blondine zwischen Big Ben und Funkturm, so lange, bis sie schließlich beide im Arm hält. Oder genauer: Auf den Arm nimmt.

Die smarte Titelsequenz stammt von Filmstudentin Manuela Buske. Das aparte "Fraulein Rachel", Heldin der gleichnamigen Satire, ist eine Art Brachialreiseführerin in ihrer Heimatstadt London. Die Ziele ihrer Tour sind weniger Buckingham Palace und Madame Tussaud als die abseitigeren Plätze. Rachel zeigt mit unbarmherziger Konsequenz die Eigenheiten der britischen Lebenskultur auf. Beauftragt wurde sie vom "deutschen Ministerium für Mode und Etikette": "Es hieß, junge Berliner, die nach London gehen, seien peinlich, sie seien einfach nicht cool und passten sich nicht an." - "Fraulein Rachel", bitte kommen! Also macht sie sich eben auf, um ihre wohltätige Mission zu erfüllen.

Das "Fraulein" heißt eigentlich Rachel Seeling, geboren in London, wohnhaft seit zehn Jahren in Berlin. Für den Berliner Bürgersender Alex produzierte sie vorerst sechs Folgen ihrer eigenwilligen London-Führungen, die sehr trocken, sehr britisch und sehr bissig sein können. Der Communitysender Okto zeigt sie jede vierte Woche, die erste Folge am Mittwoch, um  21.30 Uhr.

Tipps fürs englische Frühstück? Rachel hat sie: "Ihr kauft einfach die billigsten Sachen. Schaut nicht auf die Inhaltsstoffe - hier ist nichts bio, aber so soll es auch nicht sein." Im allerbesten britischen Englisch erteilt sie ihre Lektionen: "Vergesst den Dosenöffner nicht. Man kann die Dosen nicht einfach so öffnen." Die Ingredienzien britischen Frühstücksstils sind nun einmal Würstchen, Ei und Speck, da kann Jamie Oliver sich um Essenskultur bemühen, wie er will: "Dieses Brot ist sehr nützlich", hält "Fraulein" dagegen und winkt mit labbrigen Sandwiches: "Man kann sie in einen Koffer zusammenquetschen und etwas davon mit nach Hause nehmen." Der ultimative Rat zum Abschluss: "Schaltet das Gas ganz hoch und geht einfach weg. So kann das Frühstück anbrennen. Das Anbrennen ist Voraussetzung für das englische Frühstück."

Satire nennt sich das, und es funktioniert, weil das "Fraulein" beim Wühlen in der Kiste mit den längst überholten Klischees tief gräbt und freche Wahrheiten zutage bringt. Frei nach Rachels Motto: "Ihr solltet Spaß haben, aber nicht zu viel." (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 4.8.2010)