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Spätestens mit den ersten Schreibversuchen in der Schule wird bei Kindern, wenn die natürliche Anlage nicht klar ist, zur rechten Hand tendiert.

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Wien - US-Präsident Barack Obama ist es bewiesenermaßen, Wolfgang Amadeus Mozart soll es gewesen sein und über Albert Einstein wird bis heute diskutiert: Linkshänder. Starke Vorurteile vergangener Zeiten gibt es zwar nicht mehr, trotzdem sieht Andrea Hayek-Schwarz, Händigkeitsberaterin in Wien, anlässlich des "Internationalen Linkshändertages" am 13. August immer noch großen Aufholbedarf in der Sensibilisierung und Aufklärung zum Thema.

"Zu wenig Information wird weitergegeben"

Der kritischste Punkt im Leben eines Linkshänders ist bereits der Eintritt in den Kindergarten. Mit spätestens drei Jahren sei ausgeprägt, welche Hand die dominante sei, doch das wird oft nicht richtig erkannt. Deshalb fordert Hayek-Schwarz eine besondere Ausbildung von Kindergartenpädagogen. "Es wird zu wenig Information über die Thematik weitergegeben, aber bereits in jungen Jahren wird vieles für die Zukunft gelegt", betonte die Händigkeitsberaterin. Denn der "Weg zurück" zur richtigen Hand würde mit jedem Jahr schwieriger werden. Insgesamt seien rund zehn bis 15 Prozent der Menschen aktive Linkshänder. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Veranlagung wesentlich mehr Menschen haben.

Kein Zwang mehr

Spätestens mit den ersten Schreibversuchen in der Schule wird bei Kindern, wenn die natürliche Anlage nicht klar ist, zur rechten Hand tendiert. "Glücklicherweise wird jedoch nicht mehr unter Zwang umgeschult, wie es bis vor wenigen Jahrzehnten üblich war", sagte Hayek-Schwarz, die sich selbst als Kind angepasst hatte und zur "Pseudorechtshänderin" wurde. Erst vor wenigen Jahren hat die 47-Jährige begonnen sich wieder rückzuschulen. "Zähne putzen geht nur mit rechts, doch ich schreibe mit der linken Hand, auch wenn die Schrift noch nicht so schön ist", erklärte die gebürtige Salzburgerin. So würde es schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen, wenn nicht die richtige Hand benutzt wird. "Feinmotorik sowie Konzentration und Gedächtnis sind oft negativ betroffen", so Hayek-Schwarz.

Sie selbst begleitet Menschen - vom Volksschulkind bis zum 60-Jährigen - bei der Rückschulung von der rechten zur linken Hand. Angefangen wird zuerst mit Beweglichkeitsübungen für Hand und Finger. Erst langsam nähert man sich dann dem wichtigsten Punkt - dem Schreiben. Bei erwachsenen Personen dauert der langwierige Prozess durchschnittlich zwei Jahre und ist nur umsetzbar, wenn "man es selbst zu hundert Prozent will", so die Expertin.

Vererbbarkeit der Linkshändigkeit

Die lange Rückschulung erspart Hayek-Schwarz ihren Kindern und bestätigt die These der Vererbbarkeit der Linkshändigkeit. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren drei Kinder lebt sie in einem kompletten Linkshänder-Haushalt, doch das bedeutet trotzdem größtenteils ein Leben mit Rechtshänder-Produkten. "Es gibt zwar ein paar Geschäfte, aber außer Dingen wie Scheren und Dosenöffner muss man lernen mit den 'normalen' Produkten zu leben", betonte Hayek-Schwarz. Einiges könne man über das Internet bestellen, aber zu einem deutlich höheren Preis. Deshalb würden sich Linkshänder auch öfter verletzen. "Nicht weil sie ungeschickter sind, aber ergonomisch ist einfach alles auf die rechte Hand eingestellt." (APA)