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Ein ferngesteuerter Roboterarm, aufgenommen während der Aktion "Static Kill".
New Orleans - Der Verschluss des defekten Bohrlochs im Golf von Mexiko durch schweren Schlamm ist nach Angaben des Ölkonzerns BP geglückt. Das britische Unternehmen sprach am Mittwoch in London von einem Meilenstein im Kampf gegen die bisher größte Ölpest in der US-Geschichte. Der sogenannte "Static Kill" habe mehr als drei Monate nach Beginn der verheerenden Umweltkatastrophe das gewünschte Ergebnis erbracht, der Schlamm halte das Öl zurück, sagte eine Sprecherin.
Der Konzern hatte am Dienstag damit begonnen, acht Stunden lang Spezialschlamm von einem Schiff aus in das Bohrloch zu pumpen. Der Druck in der Quelle sei durch das Einpumpen deutlich gesunken, sagte der Leiter der Operation, Bobby Bolton, bereits am Dienstagabend (Ortszeit). Dies sei ein gutes Zeichen.
"Der Druck ist runtergegangen und scheint sich zu stabilisieren", sagte Bolton an Bord des Schiffes "Q4000", von dem aus der Schlamm in eine Tiefe von 1,6 Kilometer gepumpt wurde. Das Verfahren heißt "Static Kill", es soll das Ölleck ein für alle Mal verschließen. Der speziell hergestellte Schlamm wird dazu langsam in das Bohrloch gepumpt. Anschließend soll die Öffnung mit Zement versiegelt werden.
Für den Fall, dass der "Static Kill" nicht erfolgreich sein sollte, arbeitet BP weiter an zwei Entlastungsbohrungen. Der Sonderbeauftragte der US-Regierung für die Umweltkatastrophe, Thad Allen, stellte klar, dass er auf einem Verschluss der Quelle an zwei Stellen festhalte. Er sagte, die 5,5 Kilometer lange Entlastungsbohrung, an der BP seit drei Monaten arbeite, werde für einen Verschluss in größerer Tiefe ("Bottom Kill") benötigt. Dabei werden Schlamm und Zement gut vier Kilometer unterhalb des Meeresgrundes in den Felsboden eingespritzt. "Darüber sollte es keine Unklarheit geben", sagte Allen. "Ich bin der nationale Befehlshaber in dieser Angelegenheit und so wie beschrieben wird es auch gemacht."
BP-Vizepräsident Kent Wells hatte am Dienstag noch erklärt, falls der "Static Kill" von oben gelinge, würden die Entlastungsbohrungen nicht mehr benötigt. Wie erfolgreich "Static Kill" tatsächlich ist, können die Ingenieure aber erst feststellen, wenn die Entlastungsbohrung beendet ist.
Öl im Golf von Mexiko laut Regierung zu 75 Prozent beseitigt
Nach Angaben der US-Regierung ist ein Großteil des ausgetretenen Öls beseitigt. 75 Prozent der rund 780 Millionen Liter Rohöl, die seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April aus dem defekten Bohrloch sprudelten, seien von Einsatzkräften entfernt worden oder verdunstet, erklärte eine Regierungsberaterin im amerikanischen Frühstücksfernsehen.
Der Krisenstab der Regierung hatte am Dienstag erklärt, von den 780 Millionen Litern seien nur 125 Millionen Liter aufgefangen worden. Die Energieberaterin des Weißen Hauses, Carol Browner, sagte am Mittwoch indes, große Mengen seien an der Oberfläche verbrannt oder abgeschöpft worden. Ein Teil des Ölteppichs sei auch verdunstet oder von Wind und Wellen in winzige Partikel zerlegt worden.
Die Ölkatastrophe mit noch nicht absehbaren Auswirkungen für den Lebensraum im Golf von Mexiko und an den Küsten sowie für die Nahrungskette hat für BP auch wirtschaftliche Auswirkungen: Im zweiten Quartal wies das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 17,1 Milliarden Dollar aus (12,93 Mio. Euro). Insgesamt wird mit Kosten von mehr als 32 Milliarden Dollar allein für die Ölkatastrophe gerechnet, davon 20 Milliarden für Schadensersatzforderungen. BP will die Kosten durch den Verkauf von Unternehmensteilen im Wert von 30 Milliarden Dollar wieder hereinholen. Verträge im Volumen von rund neun Milliarden Dollar sind bereits geschlossen. (APA)