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Der Blackberry 9800 Torch von RIM.

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Mit dem am Dienstag vorgestellten Blackberry Torch  versucht Research in Motion (RIM) erneut einen Befreiungsschlag, um im hart umkämpften Business-Segment nicht unter die Räder zu kommen. Während das Unternehmen vom wichtigsten Gerät in seiner Geschichte spricht, bleiben Marktbeobachter aber skeptisch.

Keine neuen User

"Der Blackberry Torch hilft zwar bei der Schadensbegrenzung. Neue User wird das Gerät aber kaum von der iPhone- oder Android-Plattform abziehen können", meint Gartner-Analystin Carolina Milanesi. Ähnlich bewertet auch Ovum-Analyst Tony Cripps das neue Aushängeschild: "Mit dem Torch und dem neuen Betriebssystem entwickelt RIM die eigene Geschäftsstrategie weiter. Bahnbrechend sind die Neuerungen aber nicht ausgefallen."

Anders als beim wenig erfolgreichen Blackberry Storm setzt RIM beim neuen Flaggschiff auf eine Kombination aus Touchscreen und physischem Keyboard. Ebenfalls mit an Board ist das neue Blackberry-Betriebssystem 6 OS. Es ist mit früheren Applikationen kompatibel, bietet aber ein verbessertes Surferlebnis zu früheren Blackberry-Geräten. Das Gerät wird am 12. August in den USA auf den Markt kommen. Der europäische Marktstart steht noch nicht fest.

Storm als strategischer Fehler

"Beim Storm hat RIM den Fehler begangen, auf seine traditionelle Stärke der Texteingabe zu verzichten", meint IDC-Analyst John Delaney gegenüber pressetext. "Die Entscheidung, einen Touchscreen mit einem physischen Keyboard zu kombinieren, ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung", so Delaney. Ungeachtet der Popularität von reinen Touch-Smartphones sei die physische Texteingabe für viele User immer noch ein wichtiges Kaufargument.

Ob sich RIM im Business-Segment langfristig gegenüber der starken Android- und iPhone-Konkurrenz behaupten kann, steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier. Denn die Grenzen zwischen Business- und Privatkundensegment verlaufen längst fließend. "Um im Markt wieder zuzulegen, müsste RIM noch mehr in Richtung Consumer-Gerät gehen. Denn auch Business-User wollen auf einem langen Flug oder einer Geschäftsreise zur Ablenkung Musik hören und Social-Media-Applikationen nutzen", meint Gartner-Analystin Milanesi.

Erste Tests

Einem ersten kurzen Test wurde der Blackberry 9800 Torch beim Technik-Magazin Gizmodo unterzogen. Neben dem aktuellen Betriebssystem OS 6 wurde auch das Hardware-Design überarbeitet. Für Enttäuschung bei den Testern sorgt das 3,2 Zoll große Display. Denn im Gegensatz zu anderen aktuellen Smartphones löst der Blackberry mit maximal 480x360 Pixel auf. Zum Vergleich: das 3,5 Zoll Display des iPhone 4 löst mit 960x640 Pixel auf, Samsungs Wave mit 3,3 Zoll Screen bringt es immerhin auf 800x480 Pixel. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei einem Blackberry um ein großteils Text-basiertes Gerät handelt, sei dies unverständlich.

Die Bedienung des Blackberry 9800 erfolgt per Tastatur, Touchscreen und Trackpad. Während sich die Tester mit der üblichen, aber sehr dünn gehaltenen, Tastatur zufrieden zeigen, wird die Touch-Tastatur als "brauchbar" oder "nicht schlecht" beschrieben.

Kunden

Im Blackberry Torch sieht Gizmodo das, was Google im "T-Mobile G1" gesehen hat: ein sowohl Business- wie auch Privatkunden-orientiertes Produkt. Die neue Plattform OS 6 soll dabei behilflich sein. Damit zeichnet sich allerdings ein Problem ab mit dem auch Microsofts Windows Phone 7 Betriebssystem zu kämpfen hat. Zwar richtete sich die Software primär an Business-Kunden, doch greifen mittlerweile auch viele Konsumenten zu Windows-Geräten. Deshalb wird das neue Betriebssystem von Microsoft auch mehr auf private Nutzer zugeschnitten.

Blackberry OS 6

Dass man mit Blackberry 6 keine Revolution eingeläutet hat, weiß man im Unternehmen: "Frisch, aber vertraut" ist das Ziel gewesen, heißt es im zugehörigen Blackberry-Blog. Das Bild des Blackberry OS 6 ist deutlich aufgeräumter, außerdem kann man nun links und rechts zwischen mit Icons gefüllten Seiten blättern. Jede dieser Seiten bildet eine eigene Kategorie, wie "Media Apps" oder "Meistgenutzte Apps".

Auch an der Einbindung von sozialen Netzwerken wurde gearbeitet, eine eigene App erlaubt Feeds unter anderem aus Twitter, Facebook, MySpace oder via RSS zu abonnieren. Wer möchte kann diese Feeds zusammen mit seinen Emails, SMS und MMS unter dem Menüpunkt "Nachrichten" abrufen. Sehr zufrieden zeigt man sich mit dem neuen WebKit Browser. Das Urteil: deutlich schneller und übersichtlicher als bisherige Blackberry-Browser. Auch die Zoom-Funktion wurde im Rahmen erster Testläufe gelobt. Aufgrund des knappen Testzeitraumes konnte ein Vergleich zu Safari oder dem Android-Browser nicht angestellt werden. Im Vergleich zu Microsofts Outlook Applikation für Windows Phone 7 wirkte die Blackberry-Email-Funktion veraltet. Auch die geringe Bildschirmauflösung sei dem Email-Vergnügen abträglich.

Fazit

Abschließend wirft Gizmodo die Frage auf, was denn Nutzer nun tatsächlich von RIM erwarten. Ist es ein verbesserter Blackberry mit leicht überarbeitetem Betriebssystem oder ein komplett neues Gerät? Der Blackberry 9800 Torch jedenfalls wurde nur leicht verbessert und soll sowohl Business- wie auch Privatkunden ansprechen. Zwar mache das OS 6 dabei einen soliden Eindruck, "neu erfunden" habe man das Smartphone damit aber nicht. (pd/pte)