Tallinn - Öffentlichtkeit hatte man sich in Estland wohl gewünscht, ob sie in dieser Form mehr Schaden als Nutzen anrichtet, ist noch nicht abzuschätzen: Eine geplante Informationskampagne über die Vorzüge einheimischen Rapsöls sorgt nämlich für heftige Diskussionen. Bereits vor dem eigentlichen Start einer PR-Kampagne des nationalen Lebensmittelverbandes waren im Internet Videos und Inserate aufgetaucht, in denen in Gelb gehüllte und maskierte Mannen im Stil der US-Rassistenorganisation Ku Klux Klan die "Geheimnisse" des heimatlichen Produktes anpreisen. Nach heftiger Kritik entschuldigte sich der Verband etwas naiv: Es sei "unmöglich" gewesen vorauszusehen, dass die Öffentlichkeit die Motive so eindeutig mit dem Ku Klux Klan assoziieren würde.

Verbandsdirektorin Sirje Potisepp kündigte an, die Kampagne, die kommende Woche offiziell beginnen soll, jetzt "neutraler zu gestalten". Einige Passagen und Motive sollen weggeschnippselt werden. Sie distanziere sich von jeglicher rassistischen oder Gewalt verherrlichender Botschaft. Was man geplant hatte, erklärte die Dame in der Online-Ausgabe der Tallinner Tageszeitung "Postimees" so: Man wollte Assoziation zu den über Jahrhunderten gepflegten, Geheimnis bewahrenden Traditionen in religiösen Sekten mit ihren Brüderschaften, traditionellen Kleidern und Riten wecken.

Der kreative Mastermind hinter der Kampagne, Henri Jääger offenbarte ebenfalls ein Geheimnis. Nämlich jenes seiner Inspirationsquelle. Und das sei die "Semana Santa" in Spanien gewesen, wo die Teilnehmer an Prozessionen ähnliche Kostüme trügen. Es handle sich um eine "europäische Fastentradition", die sich im Laufe der Zeit in vielen katholischen Länder ausgebreitet habe. (rb, derStandard.at, 4.8.2010)