Um die Relationen klar zu rücken:

Von der ersten Auflage des Clio V6 wurden in Österreich ganze 37 Stück verkauft. Immerhin.

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Wenn man mit der neuen,

überarbeiteten Version heuer ähnliche Stückzahlen erzielte, wäre man bei Renault schon zufrieden. Dieses Auto ist die pure Unvernunft, also das klassische Viert- oder Fünftauto. Um 45.450 Euro macht sich anstelle der hinteren Sitzbank ein Sechszylinder-Aggregat mit drei Liter Hubraum breit, das klingt ziemlich verrückt, ist es auch.

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Für die Marke Renault

geht es in dieser Angelegenheit ausschließlich um's Image: wild, dynamisch, aggressiv, also sportlich. Brav und innovativ ist man bereits, da kann es nicht schaden, das Publikum ein wenig zu verjüngen. Auch wenn sich kaum ein Junger den Clio V6 leisten wird können. Aber nur Junggebliebene werden es vernünftig finden, die hintere Sitzbank rauszuhauen und stattdessen sechs Zylinder derquer einzubauen. Für Gepäck ist bei diesem Hecktriebler dann vorne Platz, ein Toilettetascherl und ein zweites Paar Schuhe passen ganz problemlos hinein.

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Renault hat sich vorgenommen,

von dieser zweiten Auflage des V6 insgesamt 4000 Stück abzusetzen. Geht diese Rechnung auf, dann kommen am Ende wenigstens die Kosten rein. Gewinne wird man mit diesem Auto nicht machen - außer auf der Imageseite. Und um die geht es ja.

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Gegenüber seinem Vorgängermodell,

das noch ein bisschen zusammengebastelt wirkte, ist der neue V6 erst einmal motorisch aufgemotzt worden. Dabei waren die 226 PS des Alten schon schlimm genug. Jetzt schlagen aber 255 PS an.

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Um diese Leistung erträglich zu machen,

wurde allerhand gestrafft und verstärkt, mit dem normalen Clio hat der V6 daher nur noch wenig zu tun. Der Radstand wuchs gegenüber dem Großserien-Verwandten um 61 Millimeter, die Spurweite vorne um 112 und hinten um 90 Millimeter. Das ist jedenfalls auch mehr, als der V6 der ersten Generation hatte, das Fahrwerk wurde gründlich überarbeitet, ist also berechenbarer geworden. Man dersteßt sich nicht ganz so schnell.

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Einfach zu fahren

ist der Clio V6 aber immer noch nicht. Beruhigend daher der hohe Einstiegspreis, der mithelfen soll, die Gesundheit unserer Jungen zu bewahren. Aber auch gesetzte Kaliber sind nicht gegen die Tücken dieses Autos gefeit, wie eine beeindruckende Bremsspur auf dem französischen Rundkurs von Albi zeigt. Diese biegt auf einer lang gestreckten Kurve sehr unvermittelt nach links ins Grüne ab, dort durfte Ihr STANDARD-Testfahrer den Acker pflügen, ehe er die zitternden Hände vom Lenkrad nahm. Immerhin: Kein Überschlag, das ist schon viel wert.

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Äußerlich

versucht der Renault rüberzubringen, was in ihm steckt: Im Prinzip ist er noch als Clio zu erkennen, halt der böse Cousin. Das Design ist noch aggressiver und markanter als das des V6 der ersten Generation, er ist bulliger und breiter.

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Sportlichkeit und Leistung

sind nicht zu übersehen. Die schlagen sich in einem Sprint in nur 5,8 Sekunden von null auf hundert und einer Spitze von 245 km/h nieder. Für einen Winzling wie den Clio sind das an sich unglaubliche Werte.

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Das maximale Drehmoment

von 300 Newtonmetern kommt bei 4650 Umdrehungen auf den Punkt. Beim Durchorgeln durch die sechs Gänge hilft das eng abgestufte Getriebe mit optimierten, kurzen Schaltwegen.

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Den Innenraum

bezeichnet Renault als "alltagstauglich", das heißt, dass man sich aus Kostengründen der Teile aus der Großserie bedient hat, die Kompromisslosigkeit der äußeren Erscheinung innen also nicht fortgesetzt hat. Der CD-Wechsler ist inklusive. Bloß: Wer will Musik hören, wenn der V6 den Ton angibt? (Michael Völker, AUTOMOBIL, 18.4.2003)

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