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Wien - Die Nationalbank (OeNB) macht sich Sorgen um die Stabilität des Bankensystems im Westen Österreichs und warnt vor den Risiken von Fremdwährungskrediten. Aus einer OenB-Studie geht hervor, dass Yen- und Franken- Kreditnehmer in der Mehrzahl der Jahre seit 1990 Kreditverteuerungen aus Zinserhöhungen oder Währungsaufwertungen von bis zu 50 Prozent hinnehmen mussten.

OeNB-Vizegouverneurin Gertrude Tumpel-Gugerell sagte: "Ich kenne Leute, die mussten das halbe Grundstück verkaufen, um wieder aus dem Kredit herauszukommen. Fremdwährungskredite sind kein Ruhmesblatt unserer Finanzmarktkultur."

Sorgenkind im Westen

Sorgen bereitet vor allem die hohe Konzentration von aushaftenden Fremdwährungskrediten bei einzelnen Banken in Tirol und Vorarlberg. Die Mehrzahl der österreichischen Banken hätten nur einen relativ geringen Fremdwährungsanteil.

In Einzelfällen beträgt der Fremdwährungskreditanteil aber bis über 60 Prozent des Kreditvolumens bzw. fast 50 Prozent der Bilanzsumme. Bei 30 kleineren und mittleren Regionalbanken überschreite das Volumen der Fremdwährungskredite die anrechenbaren Eigenmittel aber um mehr als das Vierfache, bei immerhin noch acht sogar um mehr als das Sechsfache.

"Detaillierte Fragebögen"

Die zuständige Finanzmarktaufsicht (FMA) hat nun an rund 90 besonders exponierte Banken "sehr detaillierte Fragebögen" geschickt, um die Brauchbarkeit des Risikomanagements in den Kreditinstituten unter die Lupe zu nehmen. FMA-Vorstand Kurt Pribil sagte: "Wir erwarten die Ergebnisse Mitte Juni. Erste Analysen zeigen erhebliche Unterschiede zwischen kleineren Banken und den großen Sektorverbünden."

"Schärfer analysieren"

In weitere Folge seien Gesetzesänderungen auf der Konsumentenseite in Richtung mehr Transparenz und Aufklärungsarbeit denkbar. Die Entwicklung sei "sicher ein Punkt, den wir schärfer analysieren wollen", so Pribil.

Seit 1996 stieg das Volumen der Yen- und Franken-Kredite in Österreich von elf Mrd. Euro auf nunmehr rund 41 Mrd. Euro, was einem Wachstum um rund 400 Prozent gleichkommt. Im Jänner 2003 hatten Unternehmen Fremdwährungskredite im Ausmaß von 24,3 Mrd. Euro ausständig, das entspricht 19 Prozent der gesamten Firmenkredite. Auf private Haushalte entfielen 16,6 Mrd. Euro oder ein Viertel aller Privatkredite.

"Herausragend" die Stellung Österreichs innerhalb des Euroraumes: 48,9 Prozent aller im Euroraum vergebenen Yen-Kredite stammen aus Österreich, bei Krediten in Schweizer Franken liegt der Anteil an bei 36,7 Prozent.

RLB: Volkswirtschaftliches Problem

RLB-NÖ-Wien-Chef Peter Püspök sagte: "Das Thema Fremdwährungskredite ist vom belächelten Glücksspiel zu einem volkswirtschaftlichen Problem geworden." Püspök forderte die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht zur Eindämmung der Fremdwährungskredite auf. Bei der RLB betrage der Anteil der Fremdwährungskredite am gesamten Kreditvolumen bereits 18 Prozent. (Michael Bachner, DER STANDARD Print-Ausgabe, 24.4.2003)