Wien - Eine großflächige Umrüstung der Schulen auf ganztägige Schulangebote können sich die Gemeinden "im Moment nicht leisten". Neben höheren Personalkosten kämen auf die Gemeinden dabei einerseits Platzprobleme zu, andererseits auch finanzielle Mehrbelastungen durch die nötigen Bau- und Erhaltungskosten, so Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. Die Gemeinden sind Erhalter der Volks- und Hauptschulen, das sind mehr als zwei Drittel aller Schulen in Österreich.

Unterrichtsministerin Claudia Schmie hat zuletzt bekräftigt, bis 2013 in jedem Bezirk ganztägige Schulangebote etablieren zu wollen. Eine Eltern-Umfrage hatte zuvor einen Mangel von rund 230.000 Plätzen ergeben. Mödlhammer hält Schmieds Plan für "grundsätzlich machbar". "Unser Auftrag an die Ministerin ist aber, sich mit uns zusammenzusetzen: Es ist höchste Zeit, dass man auch mit den Erhaltern spricht."

Zu wenig Geld für Personal

Bei der reinen (freiwilligen) Nachmittagsbetreuung hätten die Gemeinden bereits jetzt "große Probleme in personeller Hinsicht", betonte Mödlhammer. Der Bund bezahle zwar für zehn Stunden pro Woche Lehrer- bzw. Freizeitstunden, den Rest müssten die Gemeinden berappen. "Es gibt aber kaum Betreuungspersonal, das zu den von uns vorgeschlagenen Bedingungen arbeitet. Lehrer wollen natürlich nicht um ein Butterbrot arbeiten, sondern das Übliche haben." Der von den Eltern eingehobene Betreuungsbeitrag reiche für eine vollständige Finanzierung nicht aus. Den Rest finanzieren die Gemeinden und erhalten dafür lediglich in einigen Bundesländern Zuschüsse.

Nachmittagsbetreuung in Klassenzimmerin "unzumutbar"

Im Falle von echten Ganztagsschulen mit verschränkter Abfolge von Unterricht und Betreuung (Besuch für alle Kinder verpflichtend, Anm.) würden die Gemeinden zwar personalkostenmäßig profitieren, weil der Bund indirekt alle Lehrer-Kosten trägt. Allerdings sei es "unzumutbar, alle Kinder von sieben bis 17 Uhr in Klassenzimmern unterzubringen", so Mödlhammer. Deshalb müssten Betreuungsräume geschaffen werden, "die auch ein bisschen ein Bild der Gemütlichkeit vermitteln" und wohnliche Atmosphäre schaffen. Je kleiner die Kinder seien, desto mehr Freizeitmöglichkeiten und Betreuung müsse es zusätzlich geben.

Mödlhammer kritisierte, dass "zwar Bund und Länder anschaffen, wir aber die Infrastruktur stellen müssen". Oft werde gar nicht bedacht, welche finanziellen Auswirkungen manche Maßnahmen hätten: Mehr ganztägige Schulangebote bedeute etwa, dass man Speiseräume schaffen müsse ("Man kann das Essen ja nicht in der Klasse servieren") und zusätzliche Ausgaben für die Reinigung habe - erfolge diese erst nach 18 Uhr, seien Zuschläge von 50 Prozent zu zahlen. "Es ist höchst an der Zeit, dass man mit den Praktikern Kontakt aufnimmt." Einfach nur die Lehrer-Mehrarbeitszeit finanziell zu bedecken sei nicht ausreichend.

Den Bedarf an Nachmittagsbetreuung sieht Mödlhammer zunehmen: Dies sei auch eine Folge der neuen Arbeitszeitmodelle, die von den Arbeitnehmern mehr Flexibilität verlangen. (APA)