Berlin - Der Handel mit Blutdiamanten geht einer Expertin der Hilfsorganisation Medico zufolge weiter. Er sei mit dem Kimberley-Abkommen, das über staatliche Herkunftszertifikate den Handel mit solchen Edelsteinen unterbinden soll, nicht komplett unterbunden worden, sagte Anne Jung, Politikwissenschaftlerin bei Medico, am Donnerstag dem Sender Deutschlandradio Kultur. Als Blutdiamanten werden Edelsteine bezeichnet, mit denen Kriege in Afrika finanziert wurden oder noch werden.

Zwar seien die Kriege in Liberia und Sierra Leona inzwischen beendet, sagte Jung. In anderen afrikanischen Ländern wie Simbabwe begönnen aber gerade neue Konflikte. "Und leider war es so, dass auch in Sierra Leone das Ende des Krieges nicht die Konfliktdiamanten in Friedensdiamanten umgewandelt hat", erklärte die Medico-Expertin. "Ganz im Gegenteil: Die Arbeitsbedingungen in den Minen (...) sind sklavenähnlich, die sozialen Zerrüttungen sind sehr massiv und die Diamantenregion ist die ärmste Region in ganz Sierra Leone."

Jung verwies darauf, dass das Kimberley-System ein juristisch nicht bindendes Abkommen zur Selbstverpflichtung sei. Zudem kämen Diamanten oft nach einer langen Odyssee zum Beispiel in Antwerpen an und es sei schwer zu kontrollieren, ob ihre Zertifikate nicht gefälscht seien.

Zur Aussage des Models Naomi Campbell im Prozess gegen den ehemaligen Präsidenten Liberias, Charles Taylor, sagte Jung, vor Gericht zählten die zahllosen Studien nichts, die den Handel mit Konfliktdiamanten analysierten. "Man braucht Menschen, die bezeugen, dass Charles Taylor Diamanten in der Hand hatte." Campbell hatte vor dem Gericht in Den Haag zwar bezeugt, 1997 nach einer Gala in Südafrika Rohdiamanten erhalten zu haben, allerdings wisse sie nicht, ob diese von Taylor stammten. (APA)