Das Gerhard-Hanappi-Stadion - hier ein Derby zwischen den Wiener Klubs Austria und Rapid - ist für manchen Wiener die quasi-religiöse Pilgerstätte "Sankt Hanappi".

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Seit 2003 erinnern ein Mahnmal in Form von Lichtstelen an die Opfer der Euthanasieverbrechen "Am Spiegelgrund".

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Eines der Wahrzeichen des Bezirks, die Otto-Wagner-Kirche "Am Steinhof".

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Andrea Kalchbrenner ist seit 2001 Bezirksvorsteherin in Penzing. Hier ist sie bei der Tunneldurchschlagsfeier des Wienerwaldtunnels der ÖBB gemeinsam mit Werner Faymann, Margit Fischer und Rudolf Schicker zu sehen.

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Bei den letzten Bezirksvertretungswahlen 2005 konnte die SPÖ, ÖVP und Grüne leicht zulegen, die FPÖ war der Wahlverlierer im Bezirk. Quelle: www.wien.gv.at

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Ähnliches Ergebnis auf Gemeinderatsebene 2005, alle Parteien legen zu, einzig die FPÖ. Quelle: www.wien.gv.at

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Bei der Nationalratswahl 2008 mussten SPÖ, ÖVP und Grüne hingegen Verluste hinnehmen, die FPÖ konnte zulegen. Quelle: www.wien.gv.at

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Dort wo die Westbahn auf die Stadt trifft, beginnt Penzing, der 14. Wiener Gemeindebezirk. Eigentlich ist es am Stadtrand noch Hütteldorf. Penzing, der Bezirksteil selbst, befindet sich weiter im Stadtinneren. Von Gürtel bis Wienerwald, ob hügelige Aussicht über Wien oder Wiental - der Bezirk hat viele Seiten. Am Rande der Stadt arbeiten sich Einfamilienhäuser die Anhöhen hoch, in Gürtelnähe bestimmen alte Mietskasernen das Bild. Politisch ist Penzing fest in roter Hand.

Große Teile des Bezirks nördlich des Wienfluss wurden im 19. Jahrhundert zunächst dem 13. Bezirk angeschlossen und erst 1938 unter dem Nationalsozialismus gemeinsam mit Hadersdorf-Weidlingau zum 14. Bezirk zusammengefasst. Neben dem genannten Ort umfasst der Bezirk Breitensee, Baumgarten, Hütteldorf und Penzing.

Fußball und Otto Wagner

Der neben der Wiener Austria zweite Wiener Großklub, SK Rapid, hat in Hütteldorf seinen Sitz. Vom Zug aus sieht man das Gerhard Hanappi Stadion, benannt nach dem Rekord-Nationalspieler und Architekten des Stadions. Rapid, das ist für viele Fans nicht einfach Fußball, es ist beinahe eine Religion. Deswegen wird das Stadion auch Sankt Hanappi genannt, an Spieltagen ist die U4 auch von innen grün.

Ein anderer Ort religiöser Nutzung steht auf der Baumgartner Höhe, die von Otto Wagner geplante Kirche am Steinhof. Der Jugendstilarchitekt Wagner prägte nicht nur mit seinen Stadtbahnstationen und Wohnhäusern das Wien um 1900, sondern auch den 14. Bezirk. Wagner wurde in Penzing geboren und wohnte auch lange im Bezirk. Zwei Villen hat er hier für sich neben vielen weiteren Bauten erbaut. In der ersten Wagner-Villa - die noch im klassizistischen Stil errichtet wurde - wohnt und arbeitet mittlerweile der Künstler Ernst Fuchs, der hier auch ein Museum errichtet hat.

Euthanasieverbrechen "Am Spiegelgrund"

"Am Steinhof" befindet sich auch das Otto-Wagner-Spital, welches der Architekt mitentworfen hat. Das in Pavillions angelegte Krankenhaus wurde von 1904 bis 1907 als "Heil- und Pflegeanstalt für Nerven- und Geisteskranke Am Steinhof" errichtet, nach und nach siedelten sich hier auch weitere Fachbereiche, wie eine Lungenheilstätte an. Im Jahr 2000 wurde die einzelne Heilstätten zu einem Spital zusammengefasst.

Während des Nationalsozialismus wurde in der Anlage - die bis dahin auch "Am Spiegelgrund" genannt wurde - rund 800 Kinder im Zuge der Euthanasie-Politik ermordet. Einer der maßgeblich beteiligten Täter, der Arzt Heinrich Gross, wurde nach dem Krieg nie belangt und agierte auch nach dem Krieg als Wissenschafter und Gerichtsgutachter. Gehirne und andere Körperteile der Opfer wurden in Gläsern konserviert und auch nach Ende des NS-Regimes für medizinische Forschung herangezogen. Erst 2002 wurde die Überreste von 789 Opfern bestattet, seit 2003 erinnert ein Mahnmal in Form von Lichtstelen an sie.

Zinshaus und Tunnel

Je weiter man Richtung Stadtmitte fährt, desto verbauter wird der grüne Bezirk, hier stehen alte Zinshäuser neben Kasernen des Bundesheeres. Auch das Technische Museum oder das Reinhardt-Seminar befinden sich in Penzing. Der Bezirk muss zurzeit noch durchfahren werden, wenn man sich mit dem Zug dem Westbahnhof nähert. Doch mittlerweile wird im Bezirksuntergrund eine Röhre gegraben, der Wienerwaldtunnel, der gemeinsam mit dem Lainzer Tunnel die Westbahn zum neuen Zentralbahnhof leiten soll. Mit der Hohen-Wand-Wiese beherbergt der Bezirk auch eine der wenigen Möglichkeiten in Wien Ski zu fahren, im Sommer flitzt man hier die Sommerrodelbahn hinunter.

Stetiges Wachstum

Ende 2008 wohnten rund 84.200 Personen im 14. Bezirk, 16,4 Prozent der Einwohner sind Ausländer. Penzing wächst weiter: Zwischen 2004 und 2008 ist die Bevölkerung um 4,6 Prozent angestiegen. Der Beginn des Wienerwalds macht sich auch in der Grünflächenstatistik bemerkbar, 48,6 Prozent des Bezirks sind Grünflächen, hinzu kommen noch 9,2 Prozent Parkanlagen. Nur 26,4 Prozent der Fläche Penzings sind verbaut. Das Durchschnittsalter im Bezirk beträgt 42,6 Jahre, 40,7 Prozent der Einwohner haben eine Lehre absolviert, 30 Prozent der Bewohner haben nur einen Pflichtschulabschluss. 16 Prozent der Bewohner haben eine Matura, rund 13,2 Prozent einen akademischen Abschluss.

Politisch Rot

Politisch ist der Bezirk sozialdemokratisch dominiert. Nur der erste Bezirksvorsteher direkt nach dem Zweiten Weltkrieg kam von der KPÖ, seit 1946 stellt die SPÖ die Bezirksvorsteher. Seit 2001 ist Andrea Kalchbrenner Bezirksvorsteherin in Penzing. Bei den letzten Bezirksvertretungswahlen im Jahr 2005 konnte die SPÖ 1,6 Prozent zulegen und kam auf 44,5 Prozent der Stimmen. Auch ÖVP (plus 3 Prozent auf 22,4 Prozent) und Grüne (plus 2,2 Prozent auf 16,6 Prozent) konnten dazugewinnen. Die FPÖ musste hingegen 6 Prozentpunkte einbüßen und kam auf 13,8 Prozent im Bezirk. Auf Gemeindeebene bot sich ein ähnliches Bild (siehe Grafiken links).

Bei der letzten Nationalratswahl im Jahr 2008 kam es anders: Im Vergleich zur vorangegangen Wahl im Jahr 2006 verlor die SPÖ im Bezirk 5,9 Prozent und kam auf 32,8 Prozent, die ÖVP verlor 4,9 Prozent und kam auf 18,7 Prozent, die Grünen verloren ebenfalls leicht und kamen auf 16,8 Prozent. Die zweitmeisten Stimmen erhielt die FPÖ, sie konnte ihren Stimmenanteil in Penzing um 5,4 Prozent auf 19,3 Prozent anheben. (Sebastian Pumberger, derStandard.at 12.8.2010)