Wien - Walter Sonnleitner, einst Wirtschaftsjournalist beim ORF, nun Spitzenkandidat des krisengebeutelten Wiener BZÖ, bereut es trotz der Causa um die angeblichen Konten Jörg Haiders nicht, für das Bündnis anzutreten. "Ich bin mir ja keiner Schuld bewusst." Deshalb will der 63-Jährige bei seinem Stimmenfang auf die "vordringlichen Themen" setzen, die er sich ohnehin vorgenommen hat - und zwar "die Ehrlichkeit und die Wahrheit in der Politik" .

Wie Bucher, Westenthaler & Co, will auch Sonnleitner nicht an die Echtheit des Tagebuches von Haiders Ex-Generalsekretär Walter Meischberger glauben: "Ich habe mir sagen lassen, dass das Ganze mit ein und demselben Kugelschreiber verfasst worden ist!" Ob er als ehemaliger Wirtschaftsguru des staatlichen Rundfunks die Story nicht gebracht hätte? "Zu meiner Zeit wären wir beim ORF gewatscht worden, wenn wir tagelang eine Zeitung zitiert hätten, anstatt selbst die Geschichte zu recherchieren."

Im Gegensatz zu anderen Politologen, die angesichts der Affäre den Niedergang des BZÖ prophezeien, glaubt Peter Filzmaier nicht daran, dass die Kleinpartei mit den Wahlen in Wien und in der Steiermark völlig von der Bildfläche verschwindet. Jene maximal fünf Prozent Wähler, die mit den Orangen liebäugeln, könnten nämlich bis dahin - wahrscheinlich aus Mangel an Beweisen - von einer Verfolgungsjagd durch die Medien überzeugt werden. - Für Sonnleitner liegt die Latte ohnehin niedrig. 2005 ergatterte das Wiener BZÖ 1,15 Prozent. (nw, DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2010)