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Bei Regenwetter ist Salzburgs Touristenmeile, die Getreidegasse, überfüllt. Ein Großteil der Gäste kommt mit dem eigenen Auto in die Stadt, und dann steht Salzburg stundenlang im Stau.

Foto: Reuters/Jacqueline Godany

 Polizei wie Politik haben den Kampf gegen das städtische Stauchaos inzwischen längst aufgegeben.

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Salzburg - Er zählt zu den Besonderheiten von Salzburg und Salzkammergut: der Schnürlregen. Wird er vorhergesagt, verlassen die Urlauber (notgedrungen) ihre Quartiere an den umliegenden Seen und strömen in die Stadt Salzburg. Zwei- bis dreitausend Autos mehr als an normalen Tagen rollen dann in die ohnehin staugeplagte Stadt.

In Folge bricht dort der gesamte Verkehr in schöner Regelmäßigkeit zusammen. Auch der öffentliche Verkehr kommt zum Erliegen. Die Verspätungen erreichen knapp die Stundenmarke, in manchen Straßen ist 30 Minuten und länger überhaupt keine Verkehrsbewegung mehr möglich. Selbst für Einsatzfahrzeuge wird ein Weiterkommen schwierig. Auch Kaufleute und Wirte leiden unter den regelmäßig wiederkehrenden Stauereignissen: "Autos kommen auf keinen Kaffee zu uns" , heißt es von Seiten der Gastronomie.

Quasi als Notwehrmaßnahme hat die Stadt 2007 eine Schlechtwetterverordnung erlassen. Nach dieser sollten, bei entsprechenden Wettervorhersagen, nur Autos mit einem Kennzeichen aus Salzburg beziehungsweise den angrenzenden Bezirken in Bayern in die Stadt einfahren dürfen. Alle anderen sollen auf einen Park-and-rideParkplatz umgeleitet werden und mit Shuttlebussen weiterfahren.

Was auf den ersten Blick wie ein probates Mittel gegen den Kollaps aussieht, funktioniert in der Praxis kaum. Zwar stehen beim Messezentrum 3600 Parkplätze zur Verfügung, diese bleiben aber leer, weil sich die Gäste nicht so einfach umleiten lassen. Die Polizei hat inzwischen aufgegeben. Am Dienstag ist die Schlechtwettersperre nicht mehr exekutiert worden, da sich umgeleitete Urlauber mittels Navigationsgerät ohnehin einen anderen Weg in die Stadt suchen.

Auch die Stadtpolitik wirkt ratlos. Für eine Citymaut oder für Pförtneranlagen - von der Bürgerliste wiederholt in Diskussion gebracht - ist im Gemeinderat keine politische Mehrheit in Sicht.

Statt dessen wird der weitere Ausbau des Angebots für den Individualverkehr diskutiert. Vizebürgermeister Harald Preuner (ÖVP) etwa fordert in der Lokalbeilage der Salzburger Nachrichten den Bau einer zusätzlichen Parkgarage im Kapuzinerberg.

Selbst der Vorrang für Öffis ist in der Stadtpolitik nicht mehr unumstritten. FPÖ-Dissidentin Doris Tazl will für die Haltestellen Busbuchten schaffen, da durch das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste auf der Straße "der Verkehr blockiert" werde.

Neuer City-Tunnel

Die ÖVP-Forderung nach einer zusätzlichen Garage im Kapuzinerberg kommt nicht überraschend. ÖVP, aber auch Wirtschafts- und Arbeiterkammer setzen sich seit langem für eine Garage im und einen Tunnel durch den Kapuzinerberg ein. Das umstrittene Vorhaben - Kritiker befürchten vor allem die Zunahme des Ausweichverkehrs von der Westautobahn quer durch die Stadt zur Tauernautobahn - findet sich auch im Entwurf für den Masterplan für die Regionalentwicklung des Großraumes Salzburg wieder. (Thomas Neuhold, DER STANDARD - Printausgabe, 6. August 2010)

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