Charlotte - Die US-Investmentbank Goldman Sachs macht sich offenbar sattelfest für die beschlossene Finanzmarktreform. Der US-Fernsehsender CNBC berichtete in der Nacht auf Donnerstag, Goldman wolle noch in diesem Monat den gesamten so genannten Eigenhandel abspalten.

Eine nach dem ehemaligen US-Notenbankchef Paul Volcker benannte Klausel des Gesetzes verbietet der Branche dieses gewinnträchtige Geschäft mit Wertpapieren auf eigene Rechnung und ohne Kundenauftrag. Goldman Sachs-Sprecher Michael DuVally äußerte sich vage zu dem Bericht. "Wie wir bereits gesagt haben, prüfen wir unsere Optionen", sagte er. "Wenn wir etwas anzukündigen haben, werden wir es ankündigen." Natürlich werde alles, was unternommen werde, im Einklang mit geltendem Recht sein.

Für Goldman wäre es die erste große Veränderung unter dem vor zwei Wochen in Kraft getretenen "Dodd-Frank-Act", benannt nach seinen wichtigsten Autoren. Andere große Banken wie die Bank of America oder die Citigroup trennten sich jüngst von milliardenschweren Beteiligungen. Auch das sieht die so genannte Volcker-Regel vor: Die Institute dürfen nur noch einen kleinen Anteil von maximal drei Prozent ihres Kernkapitals (Tier-1) in Hedgefonds investieren. Anteile darüber müssen sie während einer Übergangsphase verkaufen. Ursprünglich hatten die Gesetzgeber in der größten US-Finanzmarktreform seit den 1930er-Jahren ein gänzliches Verbot von Engagements der Banken im als riskant geltenden Fondsbereich vorgesehen.

Wenngleich die Meldung am Mittwoch am Markt gut angekommen war - die Goldman-Aktie schloss in New York mehr als zwei Prozent im Plus - bewerteten Experten einen Verkauf des Eigenhandel-Geschäfts unterschiedlich. "Was soll aus Goldman werden ohne den Eigenhandel?", fragte Walter Todd von Greenwood Capital. "Wir kehren in alte Zeiten zurück. Es sieht langsam so aus, als wären Investmentbanken wieder das, was sie früher einmal waren." (Reuters, red, DER STANDARD, Printausgabe, 6.8.2010)