Blut ist dicker als Wasser: Woran man sich hierzulande gern bei Scheidungsdramen und Erbstreits hält, das gilt auch für die Verleihung der Staatsbürgerschaft. Eisern hält die Republik, seit den Sechzigerjahren de facto Einwanderungsland für halb Südosteuropa, am alten "ius sanguinis", dem Abstammungsgesetz, fest.

Über die Grünen, die laut über ein modernes "ius soli", ein Recht auf den heimischen Pass für jene, die hier geboren sind und auf österreichischem Boden leben, nachgedacht haben, fielen prompt Bürgerliche, Freiheitliche wie Zukunftsbündler her. Dass zehn EU-Staaten eine solche Regelung mit diversen Auflagen längst praktizieren, interessiert die drei rot-weiß-roten Parteien, die sich speziell bei Ausländern oft für Kleinkariertes starkmachen, nicht.

Was sie noch vom Tisch wischen: Allein im Vorjahr hätten so rund 11.000 Kinder von sogenannten "Zuagroasten", die sich nicht nur jetzt, sondern auch für die künftigen Jahre legal im Land befinden, Einheimische werden können. Nicht nur am Papier täten sich damit für den Nachwuchs weniger Integrationsprobleme auf. Auch im "real life" hätten es die Migrantenkids leichter, sich weniger fremd zu fühlen, in der Schule, am Arbeitsplatz, vor den Behörden.

Stattdessen wachsen viele mit Angst vor Abschiebung auf, die schon bei Jobverlust der Eltern droht. So züchtet man sich keine selbstbewussten neuen Staatsbürger - sondern Menschen, die sich nur schwer einleben können. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD - Printausgabe, 7./8. 8.2010)