Saif al-Islam ("Schwert des Islam") gilt als das akzeptable Gesicht der Familie Gaddafi. Er vermittelte in der Angelegenheit der zum Tode verurteilten bulgarischen Krankenschwestern und lässt in Interviews in westlichen Medien verlauten, die Zeit der "großen Führer", der "Militärregime, Könige und Kronprinzen" sei vorbei. In der Demokratie liege die Zukunft (für die arabische Welt).

Das verrät eine gewisse Urteilsfähigkeit, möglicherweise aber auch einen zu großen Optimismus. Saif Gaddafi unterhält Beziehungen zu westlichen Personen des öffentlichen Lebens, die bekannteste war der verstorbene Jörg Haider. In einem Interview sagte Saif, Haiders Vorfahren seien vor rund 400 Jahren aus Andalusien gekommen und hätten sich erst dann zum Christentum bekannt (das allerdings um 1600 schon lange keine Moslems mehr in Spanien duldete).

Alles ganz interessant, irgendwie. Nur ist da die blöde G'schicht mit der jungen Ukrainerin, die im Jahr 2007 mit schwersten Kopfverletzungen unter dem Balkon von Saifs Villa in Wien gefunden wurde. Saif verließ damals blitzschnell Österreich, das Mädchen kann sich an nichts erinnern, und die Behörden befanden auf "kein Fremdverschulden".

Eine Einvernahme Saifs gab es nicht. Der Fall wurde von der Justiz rasch zu den Akten gelegt, wie so vieles Fragwürdige aus dem Haider-Komplex. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.8.2010)