Wien - Die oberösterreichische Alpinistin Gerlinde Kaltenbrunner hat nach der Tragödie am K2, wo Freitag früh ihr schwedischer Bergkamerad Fredrik Ericsson beim Aufstieg zum Gipfel tödlich verunglückt ist, unbeschadet das Basislager auf etwa 5.000 Metern Höhe erreicht. Der Schock über den Tod des Bergsteigers sitzt aber tief. In einem Interview mit dem ORF Oberösterreich sagte sie: "Ich kann es auch gar nicht recht glauben, dass das passiert ist." Und weiter: "Ich habe nur gesehen, dass er stürzt und dass es ihn überschlägt. Er hat noch kurz geschrien und dann war er weg."

Laut dem Bericht sollen sich die beiden beim gemeinsamen Aufstieg gegenseitig gesichert haben: "Bei den weniger steilen Passagen haben wir das Seil weggegeben. In einer solchen Passage im Flaschenhals wollte er (Ericsson, Anm.) einen Haken schlagen, weil eine steilere Passage gekommen wäre. Da muss ihm ein ziemlich großer Brocken ausgebrochen sein."

Leichtsinnsfehler

Ihr Ehemann, der deutsche Bergsteigers Ralf Dujmovits (48), führte den Tod des Schweden im dpa-Gespräch auf einen Leichtsinnsfehler zurück. Dieser soll kurz vor dem Absturz entschieden haben, sich doch lieber sichern zu wollen. Beim Einschlagen eines Hakens habe er sich dann zu wenig auf seinen festen Stand konzentriert und sei abgerutscht: "Er hat einfach einen Leichtsinns-Fehler gemacht." Mit dem schlechten Wetter hatte der Unfall nichts zu tun.

Gerlinde Kaltenbrunner meinte, dass es am K2 heuer "abnormal warm" sei und daher auch die Steinschlaggefahr sehr groß. Abgesehen davon, wären die Verhältnisse aber perfekt gewesen. Ob sie noch einen Aufstieg auf den K2 versuchen wird, beantwortet die Alpinistin gegenüber dem ORF so: "Ich muss erst einmal ein paar Tage vergehen lassen, aber die Leidenschaft ist in mir. Ich werde sicherlich in die Berge zurückkehren, ob es der K2 sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen."

Rückweg noch am Samstag antreten

Laut Kaltenbrunner-Sprecherin Kathrin Furtner wollten die Alpinistin und ihr Ehemann noch heute, Samstag, den Rückweg antreten. Der genaue Zeitpunkt für die Heimreise nach Österreich sei aber unklar, aufgrund der schweren Überflutungen in Pakistan ist mit Verzögerungen zu rechnen.

Noch nicht an die Heimreise will der steirische Skyrunner Christian Stangl denken. Er hege weiterhin die Hoffnung auf einen weiteren Versuch, den Gipfel des K2 zu erobern. Nach Angaben des Innsbrucker Meteorologen Karl Gabl könnte es nächste Woche tatsächlich noch einmal die Möglichkeit dafür geben. Über das Wochenende soll es zwar 30 bis 40 Zentimeter schneien, "nächste Woche gibt es aber drei Tage, wo es wenig Niederschläge geben soll". Laut gestrigem Prognosemodell dürfte das gegen Wochenmitte sein.

Die Tragödie am Berg ereignete sich am Freitag in den frühen Morgenstunden. Kurz nach 8.00 Uhr meldete sich Gerlinde Kaltenbrunner mit Entsetzen bei ihrem Mann und berichtete, dass ihr Begleiter Fredrik Ericsson an ihr vorbei gestürzt sei. Ericsson habe beim unangeseilten Vorsteigen im tiefen Schnee an einer Felsinsel seitlich des Flaschenhals zur Standplatzbereitung einen Haken schlagen wollen, sei dabei wahrscheinlich weggerutscht und habe sich nicht mehr abfangen konnte.

Gerlinde Kaltenbrunner stieg ab, mit anderen Bergsteigern suchte sie nach dem Verunglückten. In 7.200 Metern Höhe bei Lager III entdeckten sie schließlich den reglosen Körper von Ericsson. Aufgrund der gefährlichen Verhältnisse am Berg entschlossen sich die Alpinisten in Rücksprache mit dem Vater des Toten, die Leiche am Berg zurückzulassen. (APA)