Jetzt ist alles ein großes Missverständnis, meint Bischof Andreas Laun. Nie habe er behauptet, die 21 Toten der Loveparade seien von Gott gestraft worden, betont der für seine erzkonservativen Ansichten bekannte Salzburger Weihbischof - ganz im Gegenteil, gerade diese These habe er abgelehnt. Von seinen Kritikern fühlt sich Laun absichtlich falsch verstanden.
"Gottesstrafe"
Natürlich, des Bischofs krude Ausführungen zum "strafenden Gott" und zur Loveparade als "Aufstand gegen die Schöpfung und gegen die Ordnung Gottes" sind medial arg verkürzt dargestellt worden. Im Kern stimmt es aber: Laun hat die Toten von Duisburg mit hinterfotziger Rhetorik und ohne Not in die Nähe der "Gottesstrafe" gerückt. Und wenn er das Abtanzen zu lauter Musik als "Sünde und Einladung zur Sünde" bezeichnet, maßt er sich genau jenes moralische Urteil an, das er jetzt von sich weist.
Laun ist nicht erst seit gestern Bischof, er weiß, wie es interpretiert wird, wenn er als Überschrift "Love-Parade, Sünde und die Strafe Gottes" wählt. Er bedient damit eine kleine, aber umso fanatischere erzkonservative Klientel innerhalb der katholischen Kirche und verhöhnt im Vorbeigehen das Andenken an die unschuldigen Opfer einer Katastrophe. Die große Mehrheit der Pfarrer und Bischöfe hält herzlich wenig von ihm. Für die Amtskirche wäre es hoch an der Zeit, den verbalen Wiederholungstäter Laun in die Schranken zu weisen. (Markus Peherstorfer, DER STANDARD Printausgabe, 9.8.2010)