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Mia Farrow im Gerichtssaal

Foto: AP/Robert Vos

Weltstar gegen Supermodel: Vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag im Prozess gegen den liberianischen Ex-Diktator Charles Taylor hatte gestern die US-Schauspielerin Mia Farrow ihren großen Auftritt. Wie vergangene Woche bei der Zeugenaussage des britischen Models Naomi Campbell ging es erneut um die Ereignisse im September 1997, als die Britin in Südafrika rohe Diamanten geschenkt bekam. "Sie sagte, das sei ein Geschenk von Taylor", beteuerte Farrow vor Gericht und widersprach damit Campbells Aussage.

Die Auftritte der weltweit bekannten Stars haben dem seit 2007 dahindümpelnden Strafprozess erstmals breitere Aufmerksamkeit verliehen. Die Anklage wirft Taylor Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in elf Punkten vor. Der Warlord amtierte in den Neunzigerjahren als Präsident im westafrikanischen Liberia und unterstützte im benachbarten Sierra Leone die Rebellen-Armee, die tausende von Menschen tötete und verstümmelte. Taylor soll sogenannte Blutdiamanten als Zahlungsmittel entgegengenommen und für Waffendeals verwendet haben. Der 62-Jährige bestreitet die Vorwürfe.

Taylors Zusammentreffen mit Farrow und Campbell am Rande einer PR-Veranstaltung in Südafrika stellt für die Anklage ein wichtiges Beweisstück dar: Erstmals gibt es konkrete Hinweise darauf, dass der damalige Präsident selbst mit Blutdiamanten zu tun hatte.

"Natürlich von Taylor"

Bei einem Abendessen im Beisein des damaligen Staatschefs Südafrikas, Nelson Mandela, habe Taylor "ein wenig geflirtet" mit ihrer damaligen Klientin, erinnerte sich gestern Campbells frühere Agentin Carole White (60). In der darauffolgenden Nacht weckten zwei Männer das schlafende Super-Model und überbrachten ihr einen Beutel mit Edelsteinen. Beim Frühstück anderntags sei Campbell aufgeregt gewesen und habe von Diamanten erzählt, erinnerte sich Farrow. Auf die Frage, woher die Steine stammten, habe sie gesagt: "Natürlich von Charles Taylor."

Campbell hatte sich monatelang geweigert, vor dem Sondertribunal Sierra Leone in Den Haag aufzutreten. Erst die Drohung einer Geld- oder Gefängnisstrafe brachte sie zum Einlenken. Ihre Aussage hielt sie vergangene Woche vage. Sie habe vor dem bewussten Abend weder von Taylor noch von Liberia jemals gehört und wisse nicht, woher die Steine stammten. Das nächtliche Geschenk übergab sie damals dem Geschäftsführer des Nelson-Mandela-Kinderhilfswerks, der die Steine erst vergangene Woche bei der südafrikanischen Polizei ablieferte. Dort läuft jetzt ein eigenes Ermittlungsverfahren, weil der Besitz von Blutdiamanten illegal ist. Wie viel die Steine wert sind und woher genau sie stammen, ist unter Experten immer noch umstritten.

Warum sich die drei Frauen so unterschiedlich an die September-Nacht von Südafrika erinnern, blieb gestern unklar. Alle drei mussten unter Eid aussagen. Mit ihrer Ex-Agentin White liegt Campbell im Rechtsstreit.

Blutdiamanten werden jene Diamanten genannt, die in Krisengebieten geschürft und zur Finanzierung bewaffneter Konflikte verkauft wurden - etwa für die Kriege in Angola, Liberia, Sierra Leone, Simbabwe oder dem Kongo.

Vor allem Simbabwes Machthaber Robert Mugabe soll vom Handel mit Blutdiamanten profitieren. 2008 ließ Mugabe eine illegale Mine in Simbawe räumen. Bei der Aktion wurden 200 Diamantenschürfer getötet.

Im Jahr 2003 unterzeichneten 70 diamantenfördernde Länder das Kimberley-Abkommen, das helfen sollte, den Handel mit solchen Steinen zu unterbinden - ohne großen Erfolg, wie die Uno immer wieder kritisiert. (Sebastian Borger aus London/DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)