Foto: Werk
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Da hab ich der FZ8 echt unrecht getan. Ich hab sie geholt, um mit ihr die Tour mit dem Wolfgang Böck zu fahren und hoffte, dort damit mein Ego zu streicheln, hat sie doch noch keiner zuvor auf der Straße gesehen. Zwischen den ganzen Cruisern ist die FZ8 aber aufgefallen wie eine Cessna zwischen 150 Airbussen. Bei „Bikern" zählt etwas anderes als ein sportliches, wendiges Motorrad: Lieb zu einander sein und dabei böse ausschauen.

Und weil der, der sich zufällig neben mir einparkte, auch ein ganz ein Lieber war, sagte er fast mitleidig: „Eine schöne 6er-Fazer. Ist die neu?" Ja und aufgebohrt ist sie auch. Aber mit 779 Kubikzentimeter schindet man bei einem echten Biker keinen Eindruck. Der hat in einem Häferl mehr Volumen als die FZ8 in allen vieren zusammen. Und auch in Sachen Leistung sind Welten um, aber diesmal zugunsten der Yamaha. Mit den 106,2 PS schindet man bei Bikern aber auch keinen Eindruck. Ich weiß nicht einmal ob 106,2 Dezibel ausreichen würden.

Himmel, gehört hat man die FZ8 die ganze Ausfahrt lang nicht. Aus dem schwarzen Auspuff, der ein wenig aussieht, als hätte sich ein Barbapapa in die Yamaha verliebt, dringt nur das leise Säuseln, das an einen geknebelten Staubsauger erinnert – zumindest neben einem offenen Endrohr, das über einem von zwei kochtopfgroßen Kolben endet.

Dabei ist die FZ8 ein enormer Wurf. Sie ist handlicher als eine Tausender und stärker als eine 600er. Vor ein paar Jahren noch hatte eine 750er ein wenig den Geruch eines Skoda: „Ich will was Anständiges, kann es mir aber nicht leisten" – sprich, für eine Tausender hat es nicht gereicht. Die Ära der 750er lief aus, nur Suzuki mit der GSX-R und Kawasaki mit der Z hielten dem Hubraum das Pleuel. Und das mit Erfolg. Vor allem am Z750-Kuchen möchte anscheinend auch Yamaha mitnaschen, und das Törtchen der goldenen Mitte ist gelungen.

Foto: Gluschitsch

Mit ihren über 100 PS und dem Drehmoment von 82 Newtonmeter geht die FZ8 schon von unten heraus gut. Ab der Mitte des Drehzahlbandes taucht sie aber noch einmal an, dass einem ein Lächeln über das Gesicht huscht. Das Fahrwerk taugt für ausgedehnte Tagestouren, hält aber auch locker ein paar Runden auf der Rennstrecke aus. Und die FZ8 ist ein herrliches Gerät, um die Kneepads endlich anzuschleifen. Weil bei der Sitzhöhe von 815 Millimeter kommen nicht nur kleinere Menschen mit den Füßen normal runter, sondern normalgewachsene schleifen schon mit den Knien, noch bevor die Angstnippel aufsetzen.

Die FZ8-N, also die unverkleidete Achter ohne ABS, kostet laut Liste 9.999 Euro. Fürs ABS legt man 800 Euro drauf, für die Halbschale, die aus der FZ8-N die FZ8-S, also die Achter-Fazer macht, 200 Euro. Das Testradl hatte natürlich sowohl ABS als auch Halbschale – und gut war es, denn am Heimweg hat es geregnet und gestürmt. Da rettet einen die kleine Verkleidung zwar nicht vorm Nasswerden, aber bei so einer Fahrt würde man auch einen Tausender für das bisserl Plastik am Tisch knallen.

Richtig geknallt haben auch die Bremsen: 310er-Doppelscheibe vorne und 267er-Scheibe hinten. Zumindest aus dem Inertialsystem eines Bikers betrachtet. Bei einer gemeinsamen Ausfahrt muss man beim harten Anbremsen schon aufpassen, dass einem nicht jemand sein Vorderradl bis zum Auspuffkrümmer reinrammt. Und mit einem Peckerlbuam auf dem Rücksitz und einem Chopperreifen im Getriebe ist es schon wieder ziemlich wurscht, ob der jetzt weiß, ob er auf einer neuen geilen Achter oder einer ausgemergelten Sechser sitzt.