Im Juni erhöhten chinesische Anleger zum sechsten Monat in Folge ihren Besitz an japanischen Anleihen, zeigen am Montag veröffentlichte Daten des japanischen Finanzministeriums. Der Nettozukauf im Juni von 456,4 Mrd. Yen (4 Mrd. Euro) wurde dabei historisch nur noch durch die 735,2 Mrd. Yen (6,5 Mrd. Euro) vom Mai übertroffen. "Dies legt nahe, dass China weiterhin aggressiv Yen-Anleihen kaufen wird", meint Yunosuke Ikeda von der japanischen Investmentbank Nomura.
China findet sich mit dem Trend in bester Gesellschaft. "Alle wollen derzeit japanische Anleihen kaufen, sogar die Amerikaner, um sich gegen einen möglichen Fall des Dollars und des Euro abzusichern", erklärt Martin Schulz, Volkswirt vom Fujitsu Research Institute in Tokio. Der Grund: Wegen des geringen Zinsunterschieds zwischen Japan und den USA sei eine Umschichtung relativ preiswert, so Schulz. Und besonders groß ist der Druck in China, das auf Devisenreserven von 2450 Mrd. Dollar (1850 Mrd. Euro) - Stand Ende Juni - sitzt.
Japans Regierungsanleihen gelten trotz der hohen Staatsverschuldung als sicher. Denn die Analysten gehen davon aus, dass im Falle einer Krise oder eines Nachfrageengpasses Japans Notenbank ihren Kauf von Staatsanleihen erhöhen wird, um die Zinsen niedrig und somit den Staatshaushalt finanzierbar zu halten.
Zwiespältige Folgen
Die Folgen für Japan sind zwiespältig. Einerseits ist der Zins von zehnjährigen Regierungsanleihen Anfang August erstmals seit sieben Jahren wieder unter ein Prozent abgerutscht. Andererseits ist der Yen im Vergleich zum Dollar von rund 90 Yen auf zuletzt nur noch 85 Yen erstarkt. Dies droht die Gewinne der Exportindustrie zu drücken. Die Börse tendiert daher schwach. Shinichi Ichikawa, Chefstratege der Credit Suisse, meint, dass der Abwertungsdruck auf den Dollar bestehen bleibt, weil die Märkte eine weitere Zinssenkung der Fed erwarten. (Martin Kölling aus Tokio, DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)