Hypo-Alpe-Adria-Chef Gottwald Kranebitter hatte bereits als Wirtschaftsprüfer bei der KPMG mit der Kärntner Bank zu tun. Sein Aufsichtsrat sieht darin keine schiefe Optik.

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Wien - In die Kärntner Hypo Group Alpe Adria kommt keine Ruhe, nun ist auch Vorstandschef Gottwald Kranebitter in die Kritik geraten. Er war bis April dieses Jahres Partner und Chef der Wirtschaftstreuhandkanzlei KPMG. Die ist einer der großen Bankenprüfer des Landes, Kranebitter war zuletzt im Consulting aktiv.

Jetzt hat der Kurier jene Hypo-Due Diligence thematisiert, die das KPMG-Bankenteam unter Kranebitters Leitung 2007 vor einer weiteren Kapitalerhöhung durchgeführt hat. Auftraggeber für die Expertise war Kingsbridge, das ist jener Investor, der 2006 mit Tilo Berlin in die Kärntner Hypo eingestiegen war.

Festgast von Berlin

Kritiker hinterfragen nun angesichts des KPMG-Engagements die Unabhängigkeit des heutigen Bankchefs vom damaligen (eben Berlin). Bei dessen Abschlussfest nach dem Hypo-Verkauf an die Bayern Ende November 2007 zählte Kranebitter auch zu den Gästen von Berlin, der mit seiner Investorengruppe beim Weiterdreh an die Bayern einen Schnitt von rund 150 Mio. Euro gemacht hatte.

Der Bankchef selbst versteht die Aufregung nicht, "wir als KPMG haben hunderte Due Diligences gemacht, das war nur eine davon", sagt er. Mit "Berlin als Person" habe er "privat nicht verkehrt". Recherche-Ergebnisse des Standard, wonach Kranebitter den Bankvorstand unter Wolfgang Kulterer rund ums Jahr 2005 anlässlich des damals noch geplanten Börsenganges zu Unternehmen-Umstrukturierungen beraten habe, "stimmen sicher nicht", so der Banker. Als Berater sei er erstmals vor der Notverstaatlichung der Kärntner aufgetreten, damals hatte ihn ja wie berichtet Bankchef Franz Pinkl an Bord geholt.

Schützenhilfe bekommt Kranebitter vom Aufsichtsratschef der Bank, Johannes Ditz. Er sei von der Existenz des KPMG-Gutachtens vor Kranebitters Bestellung informiert gewesen. "Da versuchen Leute, die neue Führung der Bank ins Gerede zu bringen", mutmaßt Ditz. Und: "Gutachten zu erstellen war eben in der Vergangenheit ein Teil von Kranebitters Geschäft, ich sehe darin keinen Einfluss auf seine Objektivität. Kranebitters Integrität steht für den Aufsichtsrat außer Zweifel. "

Um 2006 wurde die Bank sehr unterschiedlich bewertet. Die Bandbreite reichte von 1,8 Mrd. Euro (Untergrenze HSBC) über 2,3 bis drei Mrd. (KPMG Deutschland) bis 3,1 Mrd. Euro (Deloitte). Dass die Bayern letztlich auf einer Bewertungsbasis von 3,25 Mrd. Euro zahlten, begründete der von Jörg Haider und Josef Martinz bestellte Gutachter, Dietrich Birnbacher, so: "Der ausverhandelte Preis liegt an der Obergrenze der Wertermittlung der verschiedenen Gutachten und ist daher sicherlich vom Käufer in der Form akzeptiert worden, dass zu der Wertvorstellung des Käufers (die sicher niedriger war) noch eine strategische Prämie dazu gezahlt wird, die man preismäßig jedoch sehr schwer greifen kann." Birnbacher bekam für seine Beratertätigkeit, die sich in einem Sechs-Seiten-Gutachten materialisiert hat, sechs Mio. Euro. Auf die anderen sechs Millionen hat er nolens volens verzichtet; bezahlt hat die Rechnung das Land, also der Steuerzahler.

Beratertag um 4000 Euro

Was Berater-Honorare betrifft, ließ sich auch die Hypo nicht lumpen. Auch nicht beim deutschen Kommunikationsberater für den Vorstand, Norbert Essing, dessen Beratermotto lautet: "Mich gibt es gar nicht". Seine Gesellschaft gab es; sie bekam Ende 2006 von der Hypo unter Wolfgang Kulterer einen Zwei-Jahresvertrag (mit automatischer Verlängerung und Kündigungsfristen): 2,5 Beratungstage pro Monat waren vereinbart, pro Tag kassierte Essing 4000 Euro.

Tilo Berlin stockte seinen Vertrag dann Mitte 2007 weiter auf: auf 4,5 Beratertage im Monat. Inzwischen ist der Kontrakt, der Essing 18.000 Euro im Monat brachte, gekündigt. Gegen Jahresende läuft er aus. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)