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Außenminister Avigdor Lieberman mit Rafael Haddad am Montag in Tel Aviv.

Foto: APA/EPA/Weiken

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Gute Beziehungen zu Gaddafi-Sohn Saif al-Islam halfen bei der Befreiung.

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Der österreichische Milliardär Martin Schlaff half Israels Außenamt, den Israeli Rafael Haddad aus Libyen über Wien nach Tel Aviv auszufliegen. Haddad war im März in Libyen wegen Spionageverdachts verhaftet worden.

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Die Figuren sind schillernde Persönlichkeiten. Der Deal ging in aller Heimlichkeit über die Bühne. Der Plot der Story:Ein angeblicher Spion wurde von einem Außenminister heil nach Hause gebracht, ein berühmter Geschäftsmann stellte dafür seinen Privatflieger zur Verfügung und garantierte die Abwicklung einer heiklen Affäre, zwischen zwei Staaten, die nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Und als Drehscheibe fungierte Wien.

Am Sonntagabend hatte der österreichische Geschäftsmann Martin Schlaff den Israeli Rafael Haddad mit seinem Privatflugzeug von Libyen nach Wien gebracht, meldete zunächst der israelische Rundfunk. Haddad befand sich seit März wegen Spionageverdachts in Libyen in Haft. Er ist Mitglied eines Vereins von Juden aus Libyen. In Libyen leben heute keine Juden mehr. Vor fünf Monaten reiste Haddad aber in das nordafrikanische Land, um das zweitausend Jahre alte jüdische Erbe vor Ort fotografisch zu dokumentieren. Er galt nach seiner Verhaftung als "verschollen", konnte aber offenbar nach seiner Festnahme Kontakt zu Verwandten in Tunesien aufnehmen. Haddad besitzt die tunesische Staatsbürgerschaft. Die Verwandten wandten sich an das israelische Außenamt, das über geheime Kanäle Kontakt zum libyschen Pendant aufnahm, schreibt die israelische Zeitung Haaretz.

Unter anderem sollen die USA, Frankreich und Italien in die Angelegenheit involviert gewesen sein. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu soll sich demnach direkt an Silvio Berlusconi gewandt haben. Auschlaggebend waren aber am Ende die privaten Kontakte des israelischen Außenministers, Avigdor Lieberman. Lieberman ist ein Freund von Schlaff. Nach der Befreiung in Libyen, begleitete Lieberman am Montagmorgen mit der ersten Maschine der AUA Haddad von Wien nach Tel Aviv.

Der israelische Botschafter Aviv Aharon Shir-On, bestätigte dem Standard, dass "Schlaff mit von der Partie war". "Er war aber sicher nicht allein in der Angelegenheit. Es gab verschiedene diplomatische Bemühungen" , so Shir-On. Dass die Heimreise des befreiten Israeli über Wien abgewickelt wurde, sei "Zufall". Wien und Tel Aviv hätten einfach gute Flugverbindungen. Auch Lieberman fliege deshalb oft über Wien nach Europa. Lieberman habe sich zuvor auf Urlaub in Europa befunden und sei nun, eben von Wien aus, nach Hause geflogen. Nach Angaben des israelischen Nachrichtendienstes Ynet machte Lieberman in der Republik Moldau, seiner früheren Heimat, Urlaub, als er von Schlaff gebeten wurde, Haddad in Empfang zu nehmen.

In Israel wurde das Verschwinden Haddads in Libyen lange geheim gehalten, während man hinter den Kulissen über seine Freilassung verhandelte. Lieberman hatte erst vor etwa zwei Monaten beschlossen, seine Kontakte zu Schlaff zu nutzen. Schlaff wiederum ist auch ein Freund von Saif al-Gaddafi, einem Sohn des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi. Gaddafi und seine Stiftung waren schon des Öfteren bei Geiselbefreiungen oder der Freilassung von Gefangenen in Libyen involviert.

Im Fall Haddad spielte zudem ein libysches Hilfsschiff, das für den Gazastreifen bestimmt war, eine Rolle. Offenbar erlaubte Israel im Gegenzug für die Freilassung Haddads, dass libysche Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht wurden. Botschafter Shir-On bezweifelt diese Variante allerdings: "Ich kann das weder bestätigen noch dementieren. Aber das libysche Hilfsschiff fuhr ja nach Ägypten, nicht nach Gaza. Dazu braucht es keine Genehmigung." (APA, awö/DER STANDARD, Printausgabe, 10.8.2010)