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Omar Khadr wurde 2002 in Afghanistan verhaftet.

Foto: AP/Hamlin

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Afghanen verbrennen nach einem Nato-Angriff mit zivilen Toten US-Flaggen.

Foto: Reuters/Parwiz

Washington - Die Aussagen des Terrorverdächtigen Omar Khadr dürfen vor dem US-Militärtribunal in Guantánamo verwendet werden, das am gestrigen Dienstag begonnen hat.

Das entschied ein US-Gericht am Montag, nur einen Tag vor Prozessbeginn. Es wies einen Antrag von Khadrs Anwalt zurück, die Aussagen nicht zu berücksichtigen, da sie unter fragwürdigen Umständen entstanden seien.

Khadr war 2002 unter dem Verdacht der Terroraktivitäten gegen US-Soldaten in Afghanistan festgenommen worden. Er soll während eines Gefechts einen US-Soldaten einer Spezialeinheit getötet haben. Die folgenden sieben Jahre verbrachte er in einer Zelle im US-Lager Guantánamo.

Sein Anwalt urgiert, dass Khadr zum Zeitpunkt seines "Geständnisses" minderjährig gewesen sei. Außerdem sei Khadr mittels Schlafentzug sowie Mord- und Vergewaltigungsdrohungen gefügig gemacht worden.

In einem Video, das auf Youtube zu sehen ist, sieht man Khadr bei einem Verhör durch kanadische Geheimdienstexperten. Dort berichtet er unter anderem, von US-Agenten gefoltert worden zu sein, und beklagt mangelnde medizinische Versorgung in Guantánamo sowie die Gleichgültigkeit der kanadischen Behörden gegenüber seinem Schicksal.

Kanada kümmert es nicht

Der heute 23-Jährige ist der letzte Staatsbürger eines westlichen Landes, der in Guantánamo festgehalten wird. Trotz seiner kanadischen Dokumente hat es seitens der kanadischen Regierung keine Bemühungen gegeben, einen Auslieferungs- oder Rückführungsantrag zu stellen.

Das Schicksal von Kindersoldaten wie ihm wird von Bürgerrechtlern in den USA genau beobachtet, da sie Guantánamo als menschenrechtswidrig ansehen und das für sie ein besonders überzeugendes Argument liefert.

Der Fall Khadr fügt sich auch in eine lange laufende Debatte über den Einsatz von Folter in der Behandlung von mutmaßlichen Terroristen ein, die mit zum Teil hysterischen Argumenten geführt wird. Zuletzt hatte US-Präsident Barack Obama eine Entscheidung der Vorgängerregierung unter George W. Bush rückgängig gemacht, die der US-Exekutive das umstrittenen "Waterboarding" und andere "Verhörmethoden" erlaubte.

Präsident Obama hatte das umstrittene Gefangenenlager, für welches die Bush-Regierung einst die neue Kategorie des "illegalenKämpfers" schuf, eigentlich schon im Jänner diesen Jahres schließen wollen. Sie musste den Termin dann aber wegen ungeklärter Fragen über den weiteren Verbleib der Insassen verschieben. Derzeit sucht die US-Regierung Staaten, die bereit sind, entlassene Häftlinge aus Guantánamo aufzunehmen. (sz/DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2010)