Archäologen legten Mauern frei, die vermutlich Bestandteil des hoch- bzw. spätmittelalterlichen Klosters waren.

Foto: Diösese St.Pölten

Ab der Mitte des elften Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts lag unter dem Domplatz der Stadtfriedhof. Die Wissenschafter rechnen mit 20.000 bis 30.000 Bestatteten in diesem Bereich.

Foto: Diösese St.Pölten

St. Pölten - Am Domplatz in St. Pölten ist man im Rahmen der zu Monatsbeginn gestarteten archäologischen Grabungen erstmals auf einen interessanten Fund gestoßen: Archäologen legten Reste von Mauerzügen frei, die vermutlich Bestandteil des hoch- bzw. spätmittelalterlichen Klosters waren.

"Das ist deshalb überraschend, weil diese Mauern im Georadarbild nicht abgezeichnet sind. Es war bisher nicht bekannt, dass das Kloster, das der Sage nach in der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts von Adalbert und Ottokar gegründet worden ist, in seiner Ausdehnung im 13. bis 16. Jahrhundert bis in den Domplatz hinein gereicht hat", erläuterte Grabungsleiter Ronald Risy in einer Aussendung des Magistrats. Damit werde die älteste Ansicht der Klosterkirchen St. Pölten in einer Randzeichnung einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert bestätigt.

20.000 bis 30.000 Bestattete

Weiters sind, wie vermutet, bereits unmittelbar unter der Asphaltoberfläche zahlreiche Bestattungen erkennbar. "Die aus heutiger Sicht sehr seichte Lage der Gräber ist auf eine mehrfache Absenkung des Platzniveaus im 19. Jahrhundert zurückzuführen", so Risy.

Aus früheren Erkundungsgrabungen, einer Georadaruntersuchung und dem historischen Quellenmaterial war bekannt, dass sich am Domplatz ein zumindest ab der Mitte des elften Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts genutzter Stadtfriedhof befand. Aus diesem Grund rechnen die Wissenschafter mit 20.000 bis 30.000 Bestatteten in diesem Bereich.

Umgestaltung

Die Bestattungen und Baubefunde werden fotogrammetrisch aufgenommen, die Bilder noch vor Ort entzerrt, in den Gesamtplan eingehängt und die Befunde digitalisiert. Den archäologischen Grabungen unter Aufsicht des Bundesdenkmalamts soll die im Masterplan der NÖ Landeshauptstadt enthaltene Neugestaltung des Domplatzes folgen. Den Vorgaben gemäß müssen gefundene Mauerreste erhalten bleiben, die Gebeine sollen nach archäologischer und anthropologischer Begutachtung in einem Sammelgrab beigesetzt werden.
(red/APA)