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Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und sein venezolanischer Amtskollege Hugo Chávez zeigten sich am Dienstag im kolumbianischen Santa Marta in trauter Einigkeit zusammen.

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Alles wieder gut: Venezuelas Präsident Hugo Chávez und sein kolumbianischer Amtskollege Juan Manuel Santos schütteln einander nach einem Treffen in Santa Marta an Kolumbiens Karibikküste die Hände.

Foto: REUTERS/Jose Miguel Gomez

Nach jahrelangen Feindseligkeiten scheint der gordische Knoten nun zerschlagen. Kolumbiens neuer Präsident Juan Manuel Santos und Venezuelas Präsident Hugo Chávez reichten einander überraschend die Hände.

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An einem symbolträchtigen Ort wurde am Dienstag eine neue Etappe im Verhältnis zwischen Kolumbien und Venezuela eingeläutet: Drei Stunden lang tagten die Präsidenten Juan Manuel Santos und Hugo Chávez auf dem Anwesen nahe der kolumbianischen Küstenstadt Santa Marta, wo 1830 Simón Bolívar starb. Der Kämpfer für die Einheit und Unabhängigkeit Südamerikas ist im Jubiläumsjahr 2010 in beiden Ländern besonders präsent.

Aufgeräumt verkündeten die zwei ungleichen Staatschefs, sie würden die diplomatischen Beziehungen wieder aufnehmen. Chávez hatte sie vor drei Wochen ganz abgebrochen, nachdem er von Santos' Vorgänger Álvaro Uribe wieder einmal beschuldigt worden war, kolumbianischen Farc-Rebellen in Venezuela Unterschlupf zu gewähren.

"Die venezolanische Regierung unterstützt weder die Anwesenheit von Guerilleros oder Terroristen in Venezuela noch erlaubt sie sie" , sagte der Sozialist in Santa Marta. Die Rebellen forderte er erneut auf, die Waffen niederzulegen und nach dem Vorbild ehemaliger Kämpfer in El Salvador, Nicaragua oder Uruguay den Versuch zu unternehmen, durch Wahlen an die Macht zu gelangen.

Die Rebellen scheinen ihrerseits auf die neue Regierung Santos zuzugehen. Kurz nach dessen Wahl hatte Farc-Chef Alfonso Cano in einer Videobotschaft neue Gespräche über ein Ende des bewaffneten Kampfes angeboten.

Bei der Suche nach politischen Lösungen müsse es unter anderem um eine Landreform und den militärischen Einfluss der USA gehen, sagte Cano. Bei seiner Amtseinführung am letzten Samstag antwortete Santos, einerseits werde er die Aufständischen nach wie vor "unerbittlich" bekämpfen, andererseits sei die Tür zu Friedensgesprächen "nicht zugesperrt" .

"Ich bin äußerst zufrieden über dieses Treffen mit Präsident Chávez" , sagte Santos am Dienstag. Chávez, der den früheren Verteidigungsminister Santos im kolumbianischen Wahlkampf noch wüst beschimpft hatte, erwiderte: "Zählen Sie auf meine Freundschaft."

In fünf Arbeitsgruppen wollen die Nachbarn über wirtschaftliche, handelspolitische, soziale und Sicherheitsfragen beraten sowie die Pläne zu gemeinsamen Infrastrukturprojekten wieder aufnehmen. Neu sei vor allem der Ansatz, die Sicherheitsfragen "aus einer Optik der Kooperation" anzugehen, lobt der frühere kolumbianische Diplomat Diego Cardona, "ganz anders als zu den Zeiten von George W. Bush" .

Lange getrübte Beziehungen

Seit Ende 2007, als Álvaro Uribe ein zuvor an Hugo Chávez erteiltes Vermittlungsmandat für Gespräche mit den Farc wieder zurückzog, waren die Beziehungen zwischen Kolumbien und Venezuela gespannt. Mitte 2009 verschärfte sich die Krise, nachdem Uribe US-Truppen ermöglicht hatte, künftig sieben kolumbianische Stützpunkte zu nutzen.

Leidtragende waren vor allem jene fünf Millionen Menschen, die entlang der 2200 Kilometer langen Grenze wohnen. Der Handel zwischen den beiden Staaten ging um 70 Prozent zurück. Die landwirtschaftlichen Produkte, die Venezuela früher aus Kolumbien bezog, kommen heute aus Brasilien oder Argentinien.

Auf der Plaza Bolívar in Caracas verfolgten Anhänger von Chávez die Begegnung in Santa Marta vor dem Fernseher. "Die USA werden nicht locker lassen" , sagte der Aktivist Carlos Ramírez voraus. "Wir wollen den Frieden, aber wir müssen weiterhin aufs Schlimmste gefasst bleiben." (Gerhard Dilger aus Caracas/DER STANDARD, Printausgabe, 12.8.2010)