Graz - Es mache sie nach wie vor "betroffen, dass um die Rückgabe von Kunstobjekten nach 1945 erneut gefeilscht wurde, dass erneut versucht wurde, interessante Stücke in den Sammlungen zu halten - unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten."

In Wirklichkeit, sagt Karin Leitner-Ruhe, bemühe man sich immer noch "von der Entrechtung der jüdischen Bevölkerung zu profitieren" . Gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum, Wolfgang Muchitsch, legte die Beauftragte für Fragen der Restitution am Museum am Mittwoch einen weiteren Restitutionsbericht vor.

Auch, um zu dokumentieren, dass man am steirischen Museum bemüht ist, offen an die Sache heranzugehen. Als erstes Bundesland hat die Steiermark 1998 ihre Museen beauftragt, die Bestände nach bedenklichen Objekten zu durchforsten. Unterstützend wurde eine eigene Arbeitsgruppe eingesetzt. Rund 70 Objekte des Universalmusums wurden nach Abschluss des ersten Restitutionsberichtes 1999 als "bedenklich" registriert.

28 Kunstgegenstände aus dem Beständen der Alten und Neuen Galerie - darunter Schieles Hafen von Triest oder der berühmte Straußenpokal - sowie aus der Kulturhistorischen Sammlung und der Münzensammlung seien bisher zurückgegeben worden, in rund 70 Fällen wird noch die Herkunft erforscht oder die Erbfolge der früheren Eigentümer ermittelt, resümierte Wolfgang Muchitsch. Kaum Probleme habe es bei den großen, gut dokumentierten Sammlungen die in Kooperation mit der Israelitischen Kultusgemeinde gesichtet wurden, gegeben. Schwieriger werde es bei den nun vorliegenden kleineren, unbekannten Sammlungen.

Für die für Kulturagenden zuständige Landesrätin Bettina Vollath (SP) hat es grundsätzlich "viel zu lange gedauert, dass sich unsere Gesellschaft dieser Verantwortung zu stellen begonnen hat. Umso konsequenter muss jetzt das Ziel weiter verfolgt werden, den Betroffenen und ihren Nachfahren durch aktive Provenienz-Forschung und Rückgabe der zu Unrecht in Besitz genommenen Werke zumindest ein kleines Maß an Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zuteil werden zu lassen." (Walter Müller / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.8.2010)