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Parlamentspräsident Gianfranco Fini (links) hat sich mit seinem ehemalige Parteifreund, Premier Silvio Berlusconi, zerstritten. Dieser lässt ihn nun in seinem Hausblatt "Il Giornale"  beschießen.

Foto: AP/Lepri

Die Zeitungen von Italiens Premier und Medienzar Silvio Berlusconi bringt seinen ehemaligen Koalitionspartner Gianfranco Fini mit angeblichen Enthüllungen über dessen Privatleben unter Druck.

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Giancarlo Tulliani war bisher in Italien ein unbeschriebenes Blatt. Doch seit wenigen Tagen ist das Gesicht des 33-Jährigen jedem Italiener geläufig. Großformatige Bilder zeigen ihn mit blauer Krawatte in anregendem Gespräch mit Gianfranco Fini oder in sportlichem Look vor seinem 200.000 Euro teuren Ferrari.

Stein des Anstoßes ist Tullianis Adresse am Boulevard Princesse Charlotte in Monaco. Dort wohnt der Bruder von Finis Lebensgefährtin Elisabetta in einer Wohnung, die bis vor zwei Jahren der "Nationalen Allianz" Finis gehörte und dann um 300.000 Euro an eine Offshore-Gesellschaft mit Sitz in der Karibik verkauft wurde. Der Preis liege weit unter dem realen Wert der Immobilie, weiß Berlusconis Hausblatt Il Giornale, das seit Woche eine massive Schmutzkampagne gegen Fini, den ehemalige Partner und nunmehrigen Rivalen des Cavaliere, führt.

In einer Erklärung wies Fini den Vorwurf zurück, den Bruder seiner Lebensgefährtin begünstigt zu haben. Die der Partei von einer römischen Adeligen vererbte Wohnung sei vorher geschätzt worden. Dann habe er den Schatzmeister der Nationalen Allianz ermächtigt, sie an ein Unternehmen zu verkaufen, das ihm unbekannt gewesen sei. Mit "Missbilligung" habe er festgestellt, dass sie nun an Giancarlo Tulliani vermietet sei.

Il Giornale brandmarkte die Erklärung als "peinlich" und startete eine Unterschriftenaktion, um Finis Rücktritt zu fordern. Zudem brachte es weitere "Enthüllungen" über Finis Partnerin hervor.

Berlusconi kommt die Demontage seines Gegners, die der Christdemokrat Pier Ferdinando Casini als "Angriff medialer Schlägertrupps" wertet, mehr als gelegen. Die Rücktrittsforderung seiner bisherigen Bündnispartner Lega Nord und PDL weist Fini kategorisch zurück. Doch sein Image als unbeugsamer Vorkämpfer für Legalität hat Schrammen bekommen, die sich bei vorzeitigen Wahlen negativ auswirken können.

Denn Fini verfügt zwar über eine Fraktion mit Abgeordneten in Kammer und Senat, aber über keine schlagkräftige Partei, die ihm einen nennenswerten Erfolg bescheren könnte. Ein baldiger Wahlgang wäre für ihn schwierig.

Berlusconi hat seine Anhänger bereits zur Mobilisierung aufgerufen - "gegen alle, die Privatinteressen über das Gemeinwohl stellen". Ein Spitze, die sich ohne Zweifel gegen Fini richtet. (Gerhard Mumelter aus Rom/DER STANDARD, Printausgabe, 12.8.2010)