Wien - Die Entscheidung der US-Notenbank Fed, die amerikanische Wirtschaft weiter mit Anleihenkäufen zu unterstützen, hat die Märkte verunsichert. Europäische und asiatische Börsen haben am Mittwoch teils kräftig nachgegeben, der japanische Nikkei schloss mit einem Minus von 2,7 Prozent, der europäische Leitindex Eurostoxx 50 stürzte zwischenzeitlich gut zwei Prozent ab.

Der Offenmarktausschuss der Fed bestätigte zudem Befürchtungen, dass sich "der Aufschwung der Produktion und der Beschäftigung in den vorigen Monaten verlangsamt hat" . Ökonomen von Barclays meinen, dass die Notenbanker das Vertrauen in den Aufschwung verloren haben. Die Notenbank wird ihre Politik der "quantitativen Lockerung" forcieren und Wertpapiere kaufen. Dabei hat die Fed bereits über zwei Billionen Dollar (1579 Milliarden Euro) an Papieren in ihrer Bilanz stehen, mehr als die Hälfte sind Hypothekenwerte.

Werden diese fällig, sollen die Erlöse nach dem jüngsten Politikwechsel wieder in Staatsanleihen investiert werden. Laut Schätzungen von Analysten werden so in den nächsten zwölf Monaten etwas über 340 Mrd. Dollar an Wertpapieren gekauft.

Damit sollen Zinsen niedrig gehalten und Investitionen für Unternehmen attraktiver werden. Das soll den stockenden Arbeitsmarkt ankurbeln. Die Notenbanker der Fed, die auch das Mandat haben, die Vollbeschäftigung zu sichern, zeigten sich besorgt, dass Unternehmen kaum neue Beschäftigte anstellen.

Weitere Anleihenkäufe

Nach der Ankündigung von weiteren Anleihenkäufen sind die Zinssätze wie gewünscht gefallen, für zweijährige Papiere etwa auf das Rekordtief von 0,48 Prozent. Damit war der US-Dollar unattraktiv für Investoren. Die US-Währung ist gegen den japanischen Yen auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gefallen. Gegen den Euro legte der Dollar hingegen nach anfänglichen Verlusten knapp ein Prozent zu.

Goldman-Sachs-Ökonom Ed McKelvey glaubt, dass das der "erste Schritt zu einem vollständigen Programm der quantitativen Lockerung" war. Bis Jahresende werde die Fed eine weitere Billion Dollar für Wertpapierkäufe ausgeben. Die starke Bewegung bei Zinsen und Währungen hat in Europa auch Kritik ausgelöst. Thorsten Polleit, Deutschland-Chefökonom von Barclays Capital, befürchtet starke Inflationstendenzen aus den USA.

Auch Analysten vom unabhängigen Hongkonger Research-Unternehmen GaveKal sind in einer Aussendung skeptisch: "Die Fed wird beobachten müssen, ob ihre Maßnahmen dazu führen, dass mehr Kredite vergeben werden und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt." Doch die jüngste Entscheidung könnte nach hinten losgehen. Zinsen wären ohnehin schon niedrig, so die GaveKal-Ökonomen. Noch niedrigere langfristige Zinsen könnten wegen der sinkenden Marge die Kreditvergabe von Banken sogar eindämmen. (Lukas Sustala, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 12.8.2010)