Den Haag - Das auf Beschluss des UNO-Sicherheitsrates eingerichtete Libanon-Sondertribunal hat die in der libanesischen Regierung vertretene Schiiten-Organisation Hisbollah zur Herausgabe angeblicher Beweise für eine Verstrickung Israels in die Ermordung des früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri aufgefordert. Die Staatsanwaltschaft des Tribunals in den Niederlanden werde allen Hinweisen und Informationen vorbehaltlos und sachorientiert nachgehen, versprach der kanadische Chefankläger Daniel Bellemare in einer am Mittwoch verbreiteten Erklärung.

Das Tribunal reagierte damit auf die jüngsten Anschuldigungen des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah, der am Montag die israelische Regierung für den Hariri-Mord im Februar 2005 verantwortlich gemacht hatte. Israel wäre es darum gegangen, im Nachbarland Libanon Chaos zu stiften und die Syrer als vermeintliche Drahtzieher des Mordes zum Abzug ihrer dort stationierten Truppen zu zwingen. Syriens Militär zog sich auch nach der "Zedernrevolution", die durch den Mord ausgelöst wurde, im Frühjahr 2005 nach 29-jähriger Präsenz aus dem Libanon zurück.

Der Hisbollah-Chef hatte angebliche Luftaufnahmen israelischer Aufklärungsflugzeuge und Protokolle gefasster israelischer Agenten gezeigt. Das Material soll beweisen, dass Israel alle Bewegungen Hariris kontrollierte. Eine Überprüfung seines angeblichen Beweismaterials durch das UNO-Tribunal lehnte Nasrallah bisher mit der Begründung ab, der internationalen Untersuchung sei nicht zu trauen. Das Gericht müsse erst noch beweisen, dass es frei von politischen Einflüssen agiere.(APA/dpa)