Paris/N'Djaména - Zwischen dem Tschad und Frankreich ist ein Streit über die Stationierung französischer Soldaten in dem zentralafrikanischen Land ausgebrochen. "Wenn Frankreich im Tschad bleiben will, um dort seine Flugzeuge zu nutzen und seine Soldaten üben zu lassen, muss es einen Preis dafür zahlen", sagte der tschadische Präsident Idriss Déby im Rahmen einer Feier zur 50-jährigen Unabhängigkeit seines Landes von Frankreich. "Wir würden sie aber auch nicht aufhalten, wenn sie gehen wollen", fügte er hinzu. Das französische Verteidigungsministerium sei bereit, die Forderungen aus N'Djaména zu prüfen, berichtete die regierungsnahe Pariser Zeitung "Le Figaro" (Donnerstag).

Frankreich hat ständig Soldaten im Tschad stationiert, derzeit sind es knapp 1000, und mehrere Operationen gegen libysche Infiltrationsversuche geführt. 1983 errichtete Frankreich im Tschad eine Verteidigungslinie ("Rote Linie") zwischen 15. und 16. Breitengrad gegen Libyen. Die französischen Soldaten haben mehrfach geholfen, Rebellenangriffe gegen den tschadischen Präsidenten zurückzuschlagen. Frankreich ist derzeit dabei, seine Militärpräsenz in den ehemaligen Kolonien in Afrika neu zu ordnen und die Verteidigungsabkommen neu zu fassen. Mittelfristig soll es nur zwei große Militärstützpunkte in Libreville (Gabun) und in Dschibuti (Djibouti) geben. Im Senegal und im Tschad sollen sogenannte "Pole der Entwicklungszusammenarbeit" entstehen. Frankreich hat in vielen Ex- Kolonien massive wirtschaftliche Interessen.

Auf der Basis von Verträgen, von denen die meisten unter der Präsidentschaft von General Charles de Gaulle (1959-69) geschlossen wurden, ist das französische Militär in der Vergangenheit einer Reihe von afrikanischen Regierungen zu Hilfe gekommen. Tschadische Rebellen beschuldigen die ehemalige Kolonialmacht, die Regierung von Präsident Déby zu stützen. Präsident Nicolas Sarkozy hatte große Anstrengungen unternommen, um andere EU-Staaten (wie Österreich) für die Beteiligung an der EUFOR-Truppe zu gewinnen, die im Osten des Tschad Flüchtlinge insbesondere aus der sudanesischen Darfur-Region schützen sollte. (APA)