Bild nicht mehr verfügbar.

Immer mehr Menschen versuchten über die schmale Treppe dem dichten Gedränge in der Menge zu entkommen - als die ersten Menschen kollabierten entstand die Massenpanik bei der 21 Menschen starben

Foto: REUTERS/Daniel Naupold

Duisburg - Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte bereits vier Tage nach dem Unglück bei einer Pressekonferenz die alleinige Schuld an der Massenpanik in Duisburg dem Veranstalter gegeben. Denn die Polizei hätte ausschließlich Aufgaben wie "Bearbeitung von Diebstählen, Fundsachen und Verhinderung von Körperverletzungen" auf dem Gelände vornehmen sollen. Dem "Spiegel Online" liegt nun ein vertraulicher Polizeibefehl vor, der die Zweifel an dieser Darstellung nährt: Die Polizisten hätten Eingänge, Zäune und Treppen sichern sollen.

"Der Veranstalter und nur der Veranstalter war für die Sicherheit der Menschen auf dem Veranstaltungsgelände zuständig", ließ auch der höchste Polizist Nordrhein-Westfalens, Inspekteur Dieter Wehe, nach der Katastrophe bei der Love Parade wissen. 21 Menschen starben bei einer Massenpanik, 500 wurden verletzt. Die fast 2900 eingesetzten Beamten hätten sich bei der Megafeier jedoch um mehr als bloß Taschendiebstahl und Schlägereien kümmern sollen.

Denn der interne Polizeibefehl, der als Verschlusssache eingestuft wird, trägt schon den bezeichnenden Namen "Schutz der Veranstaltung". Sowohl hätte die Polizei "Anzahl, Bewegung, Verhalten und Stimmung" der Teilnehmer aufklären als auch den Veranstalter "lageabhängig" unterstützen sollen, wie der "Spiegel Online" schreibt. Auch die "Gewährleistung eines sicheren und kontrollierten Zugangs/Abgangs zum/vom Veranstaltungsgelände" wurde darin hervorgehoben.

Rekonstruktion der Massenpanik

Besonders tragisch: Der Ausbruch der Massenpanik wäre bei rechtzeitigem Reagieren der Beamten vielleicht zu verhindern gewesen, wie die Rekonstruktion der Ereignisse zeigt: Um 16:17 Uhr war es einem Pärchen gelungen, ein Absperrgitter zu überwinden und über eine schmale Treppe das dichte Gedränge zu verlassen. Danach war es zum Gedränge Richtung Treppe gekommen, das zur Eskalation der Situation führte. Die Polizisten bemerkten das, informierten aber nur einen einzelnen Ordner, wie ein Überwachungsvideo später zeigte - niemand schritt ein. (jus)