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Skeptischer Blick zurück: Bertrand de Billy

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien - Keineswegs dauerhaft gerettet sieht der scheidende Chefdirigent Bertrand de Billy in einem "Kurier"-Interview das ORF Radio-Symphonieorchester (RSO), dessen Leitung er nach acht Jahren an Cornelius Meister abgibt.

Es sei "schön, dass ich mich nicht mehr ärgern muss", so de Billy im Vorfeld des letzten gemeinsamen Konzertes bei den Salzburger Festspielen, doch die Diskussion werde trotz des neuen ORF-Gesetzes bei der Wahl des nächsten ORF-Intendanten wieder losbrechen: "Vielleicht kommen so viele Probleme auf den ORF zu, dass das Orchester das kleinste ist."

Außerdem drohe das Schicksal eines "Substitut-Orchesters", denn es müssten "mindestens acht" freie Planstellen nachbesetzt werden. "Ich habe das auch meinem Nachfolger Cornelius Meister gesagt. Aber es gibt einen Aufnahmestopp im ORF."

Im jahrelangen Kampf um das Fortbestehen des Orchesters hat "uns sehr geholfen, dass der ORF ein schlechtes Image hat. Das Orchester war für manche ein Mittel, um gegen den ORF zu agieren. (...) Als das Sterben des Orchesters nah war, waren mir die Mittel völlig egal. Auch die politische Farbe. Die Opposition hat uns benützt? Gerne, wenn es dem RSO hilft."

Im ORF habe er "Ansprechpartner gehabt, die vom Orchester keine Ahnung haben". Der ORF schmücke sich zwar mittlerweile wieder mit dem Orchester, habe aber verabsäumt, entsprechende Fernseh-Übertragungen zu machen. "Man hätte das besser verkaufen können! Wir haben fantastische Produktionen im Theater an der Wien gemacht. Es wird alles gesendet: Staatsoper, Mörbisch, Salzburg - aber nicht das RSO im Theater an der Wien."

Vorerst werde er jedenfalls Urlaub machen: "Ich muss alles verdauen, was passiert ist - künstlerisch und persönlich." (APA)