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Die neue kolumbianische Außenministerin María Ángela Holguín mit Hugo Chávez in Santa Marta.

Foto: APA/EPA/Maldonado

Bogota/Wien - Nach der beschlossenen Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Venezuela will Kolumbien offenbar einen möglichen neuen Konflikt mit Caracas vermeiden. Es werde keine Überprüfung der von der früheren kolumbianischen Regierung erhobenen Vorwürfe geben, wonach Venezuela auf seinem Territorium kolumbianischen Guerillakämpfern Unterschlupf gewähre, erklärte die neue kolumbianische Außenministerin María Ángela Holguín in einem Interview mit der Tageszeitung "El Tiempo", das am Donnerstag im Internet veröffentlicht wurde.

Weder einzelne Länder noch internationale Organisationen würden Überprüfungen in jenen Gebieten durchführen, in denen sich möglicherweise Mitglieder der Guerillaorganisationen FARC (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) oder ELN (Nationale Befreiungsarmee) aufhalten, versicherte Holguin. Jetzt gelte es, vorwärts zu blicken und zu schauen, welche Sicherheitsmechanismen man umsetzen könne. Zu deren Ausarbeitung sei eine Kommission beauftragt worden.

Vertrauensverhältnis

Die Ministerin unterstrich zugleich, dass die Präsidenten Kolumbiens und Venezuelas, Juan Manuel Santos und Hugo Chavez, bei ihrem Treffen in Santa Marta ein Vertrauensverhältnis hergestellt hätten, das als Schlüssel für die volle Wiederherstellung der Beziehungen zwischen beiden Ländern fungiere.

Unter dem früheren rechten kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe hatten sich die Beziehungen zwischen Kolumbien und Venezuela sukzessive verschlechtert. Auf der einen Seite beschuldigte die linke venezolanische Regierung Kolumbien, den USA Militärstützpunkte zu Verfügung zu stellen, derer sich Washington im Fall eines Angriffs auf Venezuela bedienen könnte. Auf der anderen Seite forderte Kolumbien Venezuela auf, die FARC von seinem Territorium zu vertreiben.

Chavez dagegen leugnete vehement, dass die FARC Stützpunkte in Venezuela unterhalten und brach am 22. Juli die diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien ab. Außerdem sandte er Truppen an die Grenze und warnte vor einem möglichen Krieg mit dem Nachbarland. Nach dem Amtsantritt des neuen kolumbianischen Präsidenten Santos am Sonntag kam es zu einem Tauwetter. Wie lange dieses anhalten wird, ist angesichts der großen ideologischen Differenzen der Regierungen in Bogota und Caracas fraglich.

Zudem finden am 26. September Wahlen zur Nationalversammlung in Venezuela statt. Die Umfragewerte für die Chavez-Partei PSUV sind nicht besonders rosig. Daher versucht der linkspopulistische Präsident nach Meinung von Beobachtern, durch außenpolitische Paukenschläge zu punkten. (APA)