Die Anforderungen an die Anbieter werden trotz Billigpreisen höher. Auch bei Diskontern verlangen die Kunden qualitativ hochwertige Geräte.

Foto: Heribert Corn

Wien - In den Achtzigern machte eine Vielzahl an Fitnessstudios das Krafttraining massentauglich. Heute wird Fitness vor allem durch Billiganbieter zum Breitensport. Dementsprechend sind auch die Umsätze. In Österreich beträgt der jährliche Umsatz laut Branchenvertretern rund 500 Millionen Euro. Diese Expansion der Fitnessindustrie wurde wesentlich durch Diskonter vorangetrieben.

Die Billigvarianten schlossen eine bis dato sehr große Marktlücke und führen nun die Märkte an. In Österreich ist Fitinn mit mehr als 40.000 Mitgliedern die größte Fitnessstudiokette. In Deutschland dominiert der auch auf dem österreichischen Markt präsente Anbieter McFit mit über 900.000 Mitgliedern. Aufgrund der Geschehnisse bei der Loveparade musste sich das Unternehmen mit Negativschlagzeilen herumschlagen, aber das Konzept eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses erwies sich als krisensicher. "Derzeit können wir keine Nachteile durch die Geschehnisse während der Loveparade feststellen" , heißt es von McFit.

Der Geschäftsführer der Fit Fabrik Christian Reitz sieht der Zukunft optimistisch ins Auge. "Verglichen mit anderen Ländern wie England gehen in Österreich weniger Leute in das Fitnessstudio - da gibt es noch viel Luft nach oben." Seit der Eröffnung 2006 laufe das Geschäft bei der Fit Fabrik konstant gut. Auch die Wirtschaftskrise habe daran nichts geändert. Und die Zahlen geben Reitz recht. Bereits seit Jahren wächst die Fitnessindustrie um bis zu fünf Prozent. Der Zuwachs im Discountersegment sei allerdings nicht nur auf die Krise zurückzuführen. "Die Leute schauen grundsätzlich mehr aufs Geld. Erfolgreich waren wir schon vor der Krise", erklärt Reitz.

Die Opfer der Expansion

Der dadurch entstandene intensive Preiswettbewerb macht es kleinen Anbietern trotz des generellen Booms sehr schwer. Günstige Mitgliedschaften allein reichen nicht, um auf dem Markt zu bestehen. Die Kunden erwarten auch im unteren Preissegment eine gewisse Qualität der Produkte. Mit No-Name-Geräten gibt man sich daher auch bei den Discountern nicht mehr zufrieden. Damit wächst die Höhe der nötigen Investitionen. Bei Kampfpreisen ab 19,90 Euro lässt sich daher nur über Masse Gewinn machen. "Kellerstudios wie vor zehn Jahren wird es nicht mehr geben", sagt Reitz.

Doch auch große Ketten wurden zum Opfer. 2009 musste Elixia, damals Deutschlands fünftgrößte Fitnesskette, Insolvenz anmelden. Neue Anbieter ließen das Feld auseinanderdriften, und die Kette verpasste es, sich rechtzeitig zu positionieren. Elixia gilt in der Branche als das beste Beispiel dafür, dass die Billiganbieter neben der Markterweiterung auch eine Bereinigung erzwungen haben. (Igor Pejic, DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2010)