Bundesweit sind 2011 voraussichtlich zwei Privatradios auf Sendung.

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Wien - Die Medienbehörde Komm-Austria macht den Weg frei für ein zweites Privatradio mit bundesweiter Lizenz. Bisher war KroneHit der einzige bundesweit aktive Sender. Damit kommt 2011 Bewegung in Österreichs Privatradiomarkt. Als wahrscheinlichster Bewerber gilt branchenintern Radio NRJ.

Das Gesetz erlaubt österreichischen Radiobetreibern erst ab 60 Prozent Reichweite die bundesweite Lizenz. NRJ plant gegenwärtig die Übernahme der Radiosender des SP-kontrollierten steirischen Druckhauses Leykam um Radio Graz 94.2. Der Zusammenschluss ist seit dieser Woche bei der Wettbewerbsbehörde zur Prüfung angemeldet. Derzeit sendet NRJ schon in Wien, Innsbruck, Salzburg und hat sich zudem um neue Lizenzen für Klagenfurt und St. Pölten beworben.

Der Antrag auf die Erteilung einer bundesweiten Zulassung kann bis 25. Februar 2011 gestellt werden. Inhaber bestehender Privatradiolizenzen und -frequenzen auf regionaler Ebene können ihre Zulassungen in eine gemeinsame Kapitalgesellschaft einbringen.

Die Ausschreibung kommt nicht überraschend, die strategischen Aufkäufe von NRJ deuten seit längerem auf den Plan eines österreichweiten Auftritts hin. Die KommAustria sah turnusmäßig die Bewerbung ab Oktober 2010 vor. Dass die Ausschreibung jetzt um drei Monate vorgezogen wird, hat praktische Gründe: "Uns wurde aus dem Markt signalisiert, dass sich Rundfunkveranstalter zu einer Kette zusammenschließen könnten", sagt Behördenchef Michael Ogris auf STANDARD-Anfrage. Bei Zuschlag bekommt KroneHit, das bisher einzige österreichweite Privatradio, Konkurrenz.

KroneHit erhielt seine bundesweite Zulassung nach einer Gesetzesänderung im Jahr 2004. Bis dahin gab es ausschließlich regionale und lokale Privatradiolizenzen. Der "Krone"-Verbund besaß 13 lokale Lizenzen, die es 2004 in eine zehn Jahre gültige bundesweite Lizenz änderte. Die Lizenz von NRJ wäre kommendes Jahr in Wien neu auszuschreiben. Dem greift der Sender damit vor. Laut letztem Radiotest kam NRJ in Wien auf 7,3 Prozent und war nach Arabella zweitstärkstes Privatradio bei Hörern ab zehn Jahren. Die nötigen 60 Prozent Gesamtreichweite schafft der Sender noch nicht. Mit anhaltenden Wellen von Zusammenschlüssen und Übernahmen am Radiomarkt ist in den nächsten Monaten zu rechnen. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 13.8.2010)