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Meist ist ein natürlicher Laktasemangel für die Unverträglichkeit verantwortlich.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Regensburg – Die wenigsten ahnen, dass gar keine Infektion dahinter steckt. Sie schreiben ihre regelmäßigen Durchfälle auf das Konto von Salmonellen, Choleraerregern oder der Amöbenruhr, dabei steckt häufig Milchzucker dahinter, den die Bevölkerung der meisten nördlichen Länder problemlos verträgt, teilt der Reportagedienst obx-medizindirekt mit. Die Milchzucker-Unverträglichkeit (Laktose-Intoleranz) verursacht Blähungen, Kopfschmerzen, Darmkoliken, Durchfall oder Übelkeit. Rund drei Viertel der erwachsenen Weltbevölkerung ist Laktose intolerant, nur die Bevölkerung einiger Regionen, wie das nördliche Europa, verfügt über eine Laktaseaktivität.

Warum viele von ihrer Intoleranz nichts wissen, kommt daher, dass Milchzucker eben nicht nur in Milch und Käse, Sahne und Topfen steckt, sondern auch häufig in Backwaren, Süßigkeiten, Pommes, Süßstofftabletten und vielen Medikamenten. Es ist also nicht ganz einfach, den Übeltäter zu meiden.

Rasche Diagnose

Relativ einfach ist hingegen die Diagnose: Ein Laktose-Test beim Arzt bringt Aufklärung. Zu diesem Zweck muss man morgens nüchtern erscheinen und erhält eine Lösung mit 50 Gramm Milchzucker zu trinken. Dann wird in zeitlichen Abständen etwas Blut entnommen beziehungsweise der Wasserstoffanteil in der Atemluft gemessen. Beide Verfahren geben Aufschluss darüber, ob der Milchzucker in abnormaler Weise vom Körper verwertet wird.

Enzym-Defekt & natürlicher Laktasemangel

Bei der Laktose-Intoleranz liegt häufig ein Enzym-Defekt vor – bei Männern wie Frauen etwa gleich häufig. Der Organismus bildet zu wenig (oder gar kein) Enzym Laktase. Das braucht er aber, um den Zweifachzucker Laktose in seine Bestandteile Traubenzucker und Galaktose aufzuspalten.

Fehlt das Enzym, wird der Milchzucker in tiefere Abschnitte des Darms abgeschoben, wo Bakterien ihn zu Wasserstoff, Kohlendioxid und Methan zersetzen. Diese Kleinmoleküle ziehen Wasser aus dem Organismus in den Darm; entstehende organische Säuren aktivieren die Darmbewegung, was Diarrhoe auslösen kann. Weitere Symptome sind heftige Blähungen, Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit, depressive Verstimmungen oder unreine Haut.

Meist ist aber ein natürlicher Laktasemangel für die Unverträglichkeit verantwortlich. Bei Säuglingen wird dieses Verdauungsenzym in ausreichender Menge produziert und reduziert sich aber nach der Entwöhnung – nach Weltregion unterschiedlich. Während ein Großteil der Erwachsenen in mittel- und südasiatischen Ländern, Südamerika und Afrika keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet die Milchzuckeraufnahme in nördlichen Bereichen, etwa bei den meisten Bewohnern Europas bis ins hohe Alter keine Probleme.

Milchzucker meiden

Wer an Laktose-Inzoleranz leidet, dem hilft nur Milchzucker weitgehend zu meiden. Das ist aber oft leichter gesagt als getan, da die Industrie Laktose gerne verwendet. Milchzucker sorgt bei abgepackter Wurst und Würstchen für angenehmen Biss, er verleiht Pommes und Kroketten beim Braten verlockend braune Kruste, er verändert die Kristallstrukturen von Zucker in Süßigkeiten und bindet als Träger Süßstoff ebenso wie viele Arzneimittel.

Unbedenklich sind: Obst, Gemüse, Fruchtsäfte, Kaffee, Tee, Öl, Reis, Nudeln, Kartoffeln, Sojamilch, Frischfleisch, frischer Fisch und Geflügel, Eier, Zucker, flüssiger Süßstoff, Hülsenfrüchte, Getreide, Gemüsesaft, Salz und Nüsse. Zwei Milchprodukte werden übrigens von Laktose-Patienten meist gut vertragen: Joghurt und Kefir. Die darin enthaltenen Laktobazillen ersetzen sozusagen die Laktase – und helfen den Milchzucker im Darm abzubauen. (red)