Nach massiven Protesten der Christen im Land hat die libanesische Regierung eine iranische TV-Serie über das Leben von Jesus Christus verboten. Die ersten Folgen der Serie "Al-Masseh" (Der Messias) waren am Vorabend des islamischen Fastenmonats Ramadan von zwei Sendern ausgestrahlt worden, die von der schiitischen Hisbollah-Bewegung kontrolliert werden. Am Freitag untersagte die Regierung des sunnitischen Ministerpräsidenten Saad Hariri die Ausstrahlung weiterer Folgen. "Die Serie hat in der im Libanon respektierten christlichen Gemeinde Wut und Entrüstung ausgelöst", sagte ein Regierungssprecher in Beirut.

Knapp 40 Prozent der Libanesen sind Christen. Das Amt des Staatspräsidenten, das derzeit General Michel Sleimane bekleidet, steht nach dem Konfessionsproporz den maronitischen Christen zu.

Scharfe Proteste

Die umstrittene Fernsehserie beruht auf dem gleichnamigen Film des regimetreuen iranischen Regisseurs Nader Talebzadeh aus dem Jahr 2007. Beide Werke folgen der islamischen Lesart des Leben Jesu, wie es im Koran beschrieben wird. Demnach wurde Jesus vor der drohenden Kreuzigung von Gott gerettet und direkt ins Paradies enthoben. An seiner Stelle wurde der Verräter Judas ans Kreuz genagelt. Die Muslime erkennen Jesus deshalb als Propheten, nicht aber als Messias an, so wie sie auch die Idee der Wiederauferstehung ablehnen. Talebzadehs Streifen war von Kritikern im Westen auch als Antwort auf Mel Gibsons schwülstige Jesus-Verfilmung "Die Passion Christi" (2004) gedeutet worden.

Im Libanon löste die Aussendung der Serie scharfe Proteste der christlichen Kirchen aus, die ihre Glaubensgrundsätze diffamiert sahen. "Wir sind froh über das Aus für die Serie", sagte der maronitische Bischof von Byblos (Jbeil), Bishara al-Raii, am Freitag auf einer Pressekonferenz in Beirut. "Die Kreuzigung Jesu zu leugnen, ist die größte Beleidigung, die dem Herrn Jesus Christus und seiner Kirche zugefügt werden kann." (APA/dda)