Ex-Vorstandschef der Kärntner Hypo Alpe Adria Bank, Wolfgang Kulterer, der am Freitag in Klagenfurt festgenommen wurde.

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Ex-Hypo-Alpe-Adria-Vorstand Wolfgang Kulterer machte mithilfe Jörg Haiders aus der ehemaligen Landesbank einen internationalen Konzern auf tönernen Beinen. Beide zerbrachen an ihrer Hybris.

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Über Klagenfurt tobte ein heftiges Gewitter. Als Wolfgang Kulterer, Ex-Chef der skandalgeschüttelten und letztlich notverstaatlichten Hypo Alpe Adria Bank, frühmorgens zu seinem Auto in der Tiefgarage seiner Wohnung am Klagenfurter Kreuzbergl eilte, erwarteten ihn dort schon drei Beamte der Soko Hypo, um ihn zu verhaften. Kulterer ließ sich widerstandslos festnehmen. Damit endet vorerst die Karriere eines Ehrgeizigen um jeden Preis, der mithilfe Jörg Haiders den Gipfel einer erstaunlichen Bankkarriere erklomm - und wieder in die Tiefe stürzte, getrieben von der eigenen Hybris und der Haiders.

Dabei hatten beide einander gebraucht: der eine, um seinen politischen Größenwahn zu finanzieren, der andere, um seine hochfliegenden Pläne mit der einstigen Kärntner Landesbank zu verwirklichen, die er 1992 als Pleitekandidat übernommen hatte und zu einem führenden Bankinstitut am Balkan ausbaute. Freilich auch mit kroatischen Politmarodeuren wie dem Ex-General und Bürgerkriegsgewinnler Vladimir Zagorec und höchst fragwürdigen Geschäftsmethoden, für die sich heute gleich drei Staatsanwaltschaften in Klagenfurt, München und Liechtenstein brennend interessieren.

Im Reich der großen Player

Den Aufstieg in die Welt der großen Player zu schaffen, das hatte den Bauernsohn Kulterer aus Hörzendorf immer angetrieben. Auch privat umgab sich der sonst Öffentlichkeitsscheue gerne mit den Reichen und Schönen, baute den Reiterhof seiner Ex-Frau zu einem noblen Polo-Zentrum aus. Und wie der passionierte Military-Reiter scheute auch der Banker vor keinem Risiko zurück.

Im Jahr 2004 schließlich brach die schöne Scheinwelt der Hypo Alpe Adria Bank jäh zusammen, und zwar, als das Bankinstitut bei riskanten Swap-Verlusten 328 Millionen Euro verlor. Zwei Jahre lang versuchte man die Malaise, die die Bank und das Land Kärnten fast an den Rand des Abgrunds gebracht hätte, zu vertuschen und die katastrophalen Verluste über mehrere Jahre in den Bilanzen zu verstecken. Schließlich ließ Haider, dem die Hypo zu brenzlig wurde, Kulterer fallen. Der Erfolgsverwöhnte musste gehen und wurde wegen Bilanzfälschung verurteilt.

Kulterer brach fast sämtliche Brücken nach Kärnten ab und etablierte sich als Investmentbanker und Agro-Unternehmer in England und Rumänien neu - nicht ohne zuvor mit seinem Banknachfolger, Ex-Nachbarn und Biobauer Tilo-Berlin den umstrittenen Hypo-Deal mit der Bayern-LB einzufädeln.  (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14./15.8.2010)