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Die Zahl der Toten wird mittlerweile mit 1.400 beziffert.

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Hubrschauber werfen Wasserflaschen ab.

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Die überflutete Stadt Jacobabad. In Pakistan sind erste Fälle von Cholera infolge der Flutkatastrophe bekannt geworden.

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Islamabad - Bei einem Besuch in Pakistan hat UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon den Betroffenen der Jahrhundertflut weitere Unterstützung der internationalen Gemeinschaft versprochen. "Ich bin hier, um die Weltgemeinschaft dazu zu drängen, die Hilfe für das pakistanische Volk zu verstärken", sagte Ban am Sonntag nach seiner Ankunft in der Hauptstadt Islamabad. Die Vereinten Nationen unternähmen alles, um die notwendige Unterstützung zu mobilisieren.

Ban will sich in den Überschwemmungsgebieten des südasiatischen Landes erstmals selbst ein Bild vom Ausmaß der Katastrophe machen. "Ich werde die Möglichkeit haben, mit Betroffenen über deren Notlage zu sprechen", sagte Ban. Zudem sind Treffen mit Regierungsvertretern und UN-Mitarbeitern geplant. Vor seiner Abreise am Sonntagabend wollte Ban gemeinsam mit dem pakistanischen Präsidenten Asif Ali Zardari am Flughafen in Islamabad vor die Presse treten.

20 Millionen Obdachlose

Nach Angaben der pakistanischen Regierung haben die verheerenden Überschwemmungen viel mehr Menschen ins Elend gestürzt als zunächst angenommen. Premierminister Yousuf Raza Gilani hatte am Samstag gesagt, 20 Millionen Menschen seien durch das Hochwasser obdachlos geworden. Das ist etwa jeder achte Einwohner des Landes. Die UNO war zuvor von 14 Millionen Betroffenen ausgegangen, von denen sechs Millionen dringend Hilfe benötigten.

"Sintflutartige Regenfälle und verheerende Überschwemmungen haben 20 Millionen Menschen obdachlos gemacht", sagte Gilani in einer Fernsehansprache zum Unabhängigkeitstag am Samstag. Das Hochwasser habe Ernten und Lebensmittel im Wert von mehreren Milliarden Dollar vernichtet. Brücken und Straßen seien fortgespült worden. Zudem hätten die Wassermassen Infrastruktur für Kommunikation und Energieversorgung beschädigt oder zerstört.

1.384 Tote

Gilani sagte weiter, 1.384 Menschen seien getötet und 1.630 weitere verletzt worden. 730.000 Häuser seien durch das Hochwasser zerstört worden. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde (NDMA) wurden 875.562 Häuser beschädigt. NDMA verzeichnete bisher 1.392 Tote und 1.985 Verletzte. Mehr als 1.000 Menschen starben alleine in der nordwestpakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa.

Wegen der Flutkatastrophe beging Pakistan den 63. Jahrestag der Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft am Samstag ohne offizielle Feierlichkeiten. Präsident Zardari und das Militär sagten die geplanten Zeremonien ab. Die Armee wollte die Mittel, die für die Feierlichkeiten vorgesehen waren, Opfern der Katastrophe spenden.

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" sieht derzeit trotz eines Todesfalls noch keine Anzeichen für eine Cholera-Epidemie in den überfluteten Gebieten. "In Pakistan gibt es immer wieder Fälle von Cholera. Derzeit haben wir aber keine alarmierenden Zahlen", sagte der Präsident der deutschen Sektion der Hilfsorganisation, Tankred Stöbe, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Entwarnung könne er aber nicht geben, so Stöbe. "Die Situation ist unsicher, weil wir nicht wissen, wie es weiter geht." Viele Gebiete seien noch gar nicht zugänglich.

Die Zeitung "Dawn" berichtete am Samstag, Plünderer hätten am Vortag in der Provinz Punjab Fahrzeuge angegriffen, die Hilfsgüter in den Katastrophenbezirk Muzaffargarh bringen wollten. Meteorologen sagten unterdessen vereinzelte, teilweise aber schwere Regenfälle in den kommenden Tagen voraus.

Gilani forderte das Ausland erneut zur Hilfe auf. "Es ist eine angemessene Erwartung, dass die Welt uns in Wort und Tat beisteht", sagte der Premierminister. Indien bot dem Erzfeind Pakistan Fluthilfe an und stürzte die Regierung in Islamabad damit in ein Dilemma. "Dawn" berichtete unter Berufung auf Regierungsquellen in Islamabad, es werde beraten, ob das Angebot des Nachbarstaats angenommen werde.

"Dawn" berichtete weiter, der indische Außenminister S.M. Krishna habe seinem pakistanischen Amtskollegen Shah Mehmood Qureshi bei einem Telefonat fünf Millionen Dollar (3,9 Millionen Euro) Fluthilfe angeboten. Das sei eine "Geste der Solidarität mit dem pakistanischen Volk in dessen Stunde der Not".

Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947 drei Kriege gegeneinander geführt. Anfang 2004 nahmen die beiden südasiatischen Atommächte Friedensgespräche auf, die aber seit der Terrorserie von Mumbai im November 2008 auf Eis liegen. Nach Überzeugung der Regierung in Neu Delhi wurden die Angriffe in Pakistan vorbereitet. 

Kinder wegen der Überschwemmung verhungert

In den Überschwemmungsgebieten im Nordwesten Pakistans sind nach einem Medienbericht erstmals fünf Kinder an Unterernährung gestorben. Wie der Sender Dawn TV am Sonntag unter Berufung auf einen Regionalpolitiker berichtete, sind die Todesfälle im Distrikt Kohistan eine Folge der schlechten Versorgungslage. Hilfskonvois könnten nicht zu den Betroffenen in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa vordringen, da die Wassermassen in der Gebirgsregion Brücken und Straßen zerstört hätten, hieß es.

"Die Regierung hat bei der Koordinierung der Hilfsmaßnahmen total versagt", beklagte der Abgeordnete Abdul Sattar Khan in dem Sender. Gleichzeitig warnte er davor, dass die Zahl der Hungertoten weiter ansteigen könnte, sollten wichtigen Verbindungsstraßen nicht schnell wieder für den Verkehr geöffnet werden. Teile des Distrikts am Oberlauf des Flusses Indus waren vor knapp zwei Wochen vom Hochwasser überspült worden. Nach Angaben der Regierung in Islamabad kamen bisher knapp 1.400 Menschen bei den Überschwemmungen ums Leben. (APA/dpa)