Bild nicht mehr verfügbar.

Jörg Haider bei einem seiner Besuche in Bagdad, hier mit dem irakischen Außenminister Naji Sabri im November 2002.

Foto: AP/Vranic

Wien - Viele Gerüchte, wenige Beweise. In der Causa um Jörg Haiders angebliche Konten in Liechtenstein und Millionenzahlungen aus dem Ausland werden Woche für Woche Schlagzeilen produziert. Handfeste und unumstrittene Belege gibt es noch keine.

Der Geschäftsmann und Ehemann einer ehemaligen freiheitlichen Kärntner Landtagsabgeordneten, Franz Limpl, bestätigt im aktuellen Profil die bisherigen Gerüchte und behauptet, dass der irakische Diktator Saddam Hussein tatsächlich Geld an Haider und dessen Umfeld gezahlt habe. So seien einmal 500.000 Dollar und einmal zwei Millionen geflossen, sagt der Mann, der seit dreißig Jahren im Irak lebt. Entgegengenommen habe dieses Geld einmal Haiders damaliger Pressesprecher Karl-Heinz Petritz, der diese Behauptung dementiert: "Das ist alles völliger Unsinn."

Bereits vor Wochen tauchten Behauptungen auf, Haider habe mehrere Millionen von Hussein und dem libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi kassiert. Das Magazin Profil brachte das Gerücht auf, Haider habe in Liechtenstein Briefkastenfirmen und Konten gehabt, auf denen einst 45 Millionen gelegen sind und jetzt noch fünf Millionen übrig wären.

Von den ehemaligen Weggefährten des einstigen FPÖ- und BZÖ-Chefs Haider kamen jedoch nur Dementis. Wenige zogen in Zweifel, dass es Konten gegeben hatte, konkret erinnern konnte sich keiner. Peter Sichrovsky, Ex-FPÖ-Generalsekretär und ehemaliger EU-Abgeordneter, sagte zum Standard, er wisse von Haider-Konten. Später relativierte er und sagte, er erinnere sich doch nur an die Gerüchte über die Konten. Der Kärntner FPK-Obmann Uwe Scheuch hielt die Millionenkonten für eine Privatangelegenheit, der frühere Bundes-Geschäftsführer der FPÖ, Gernot Rumpold, sagte zunächst, er wolle nichts sagen, fügte dann aber sicherheitshalber hinzu, er sei nicht dabei gewesen.

Die Wiener Zeitung Falter veröffentlichte darauf Auszüge des von der Staatsanwaltschaft Wien beschlagnahmten Tagebuchs von Ex-FP-General Walter Meischberger. Da stand, er habe in Gesprächen mit Haiders ehemaligem Protokollchef Franz Koloini von den dubiosen Geldflüssen erfahren.

Koloini stritt allerdings ab, etwas gewusst zu haben, man habe lediglich untereinander Gerüchte ausgetauscht. Auch Meischberger zog zurück und korrigierte seine Eintragungen. Seinen Anwalt ließ er ausrichten: "Im Notizbuch verschwimmen Realität und Fiktion, Wunsch und Wirklichkeit." Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft Klagenfurt aufgrund des Tagesbuchs gegen den ehemaligen Haider-Vertrauten Gerald Mikscha, der Teile des Geldes veruntreut haben soll.

Vergangene Woche veröffentlichte Profil ein Dokument aus dem Jahr 2008, mit dem der Beweis erbracht werden sollte, an der These mit den Konten sei etwas Wahres dran. In diesem Dokument bestätigte der Generaldirektor für Innere Angelegenheiten und Sicherheit des Irak Zahlungen in Höhe von fünf Millionen Dollar vonseiten Husseins an Haider und den BZÖ-Abgeordneten Ewald Stadler im Jahr 2002.

Stadler dementierte sofort, nun zog die Presse am Sonntag nach. Man habe das Papier in Bagdad überprüfen lassen, und es sei ganz klar eine Fälschung. Unter anderem werden zwei Punkte dafür angeführt. Erstens bestreitet der Mann, der das Papier unterschrieben hat, dass es sich um seine Unterschrift handelt. Zweitens ist das benutzte Siegel erst seit diesem Jahr in Verwendung, 2008 noch nicht.

Das BZÖ hatte zuvor schon das "falsche Datum" angeprangert: In dem genannten Zeitraum seien weder Haider noch Stadler im Irak gewesen. Profil-Chefredakteur Herbert Lackner glaubt dennoch nicht an eine Fälschung: "Wer soll das gefälscht und sich die Mühe gemacht haben, das Papier in Damaskus übersetzen zu lassen? (DER STANDARD Printausgabe, Saskia Jungnikl, 16.8.2010)