Duisburg/Köln - Duisburgs umstrittener Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) hat zugegeben, die Öffentlichkeit bewusst über die Besucherzahlen der Techno-Veranstaltung Loveparade getäuscht zu haben. Es habe "die medialen Millionenzahlen des Veranstalters Lopavent" gegeben ­ und "reale Zahlen für unsere Planung", sagte Sauerland dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Die "mehreren Millionen" erwarteter Besucher, von denen er selbst vor der Parade gesprochen hatte, seien "nur gepushte Zahlen" gewesen. Auf Wunsch des Veranstalters habe die Stadt Duisburg bei der Marketinglüge mitgemacht.

Der CDU-Politiker sagte dem Nachrichtenmagazin, er fühle sich nach mehreren Morddrohungen als Getriebener. Seine Familie habe er wenige Tage nach dem Unglück aus der Stadt gebracht. Am 24. Juli waren bei der Veranstaltung eine Massenpanik ausgebrochen, die Bilanz waren 21 Tote und mehr als 500 Verletzte.

Rücktritt erst nach Aufklärung

Sauerland schließt drei Wochen nach der Loveparade-Katastrophe persönliche Konsequenzen nicht aus - allerdings erst nach der Aufklärungsarbeit. "Natürlich stelle ich mir die Frage, ob man das Amt nach so einem tragischen Ereignis weiter ausüben kann. Aber diese Antwort werde ich erst dann geben, wenn ich die Antworten auf die uns alle bedrückenden Fragen habe", sagt Sauerland laut WDR-Mitteilung in der TV-Sendung "Kreuzverhör", die am Sonntag ausgestrahlt werden sollte.

Sauerland lehnt einen sofortigen Rücktritt nach wie vor ab und räumt auch keine persönliche Schuld ein: "Es muss geklärt werden, wer der Verursacher dieses tragischen Ereignisses war. So weit sind wir noch nicht." Das Stadtoberhaupt wehrt sich gegen den Vorwurf, er habe vor der Loveparade, bei der 21 Menschen tödlich verletzt wurden, darauf hingewirkt, sie unter allen Umständen zu veranstalten. Bei der Sicherheit habe man keine Kompromisse gemacht.

"Wir haben als Verwaltung unsere Vorstellungen durchgesetzt und sind nicht zurückgewichen." Der Veranstalter habe deswegen seine Konzepte nachbessern müssen. Der Oberbürgermeister betonte, wie sehr ihn das Unglück mitnehme: "Jeden Morgen, wenn ich wach werde, wünsche ich mir, dass alles das, was wir erlebt haben, nur ein böser Traum ist, aber es ist Realität." (APA(