Eisenstadt - Seit Tagen beschäftigt ein neu erschienenes Buch die Burgenländer. Es heißt "Tatort Spital", und darin behauptet der langjährige Leiter der Pathologie im Krankenhaus Oberwart, Wolfgang Pflanzl, Haarsträubendes. Jahrelang seien in - Pflanzl sagt es nicht ausdrücklich, aber im Burgenland geht man davon aus - burgenländischen Krankenhäusern Kunstfehler nicht nur unterlaufen, sondern systematisch vertuscht worden. Unter vielen anderen Fällen beschreibt Pflanzl auch, dass Tuberkulosefälle nicht erkannt und deshalb auch nicht behandelt wurden.

Infektiöse Wallfahrt In dieser Woche ist freilich einer erkannt worden. Und der bringt erst recht Unruhe ins Land. Ende März reisten rund 700 Burgenländer und mehrere Tausend Ungarn nach Rom, um dort der Seligsprechung des Arztes Ladislaus Batthyány-Strattmann beizuwohnen. Bei einer burgenländischen Pilgerin wurde dieser Tage Tbc diagnostiziert. Und nun müssen alle, mit denen die Infizierte engeren Kontakt hatte, zur Untersuchung. Gesundheitslandesrat Peter Rezar: "Das Epidemiegesetz schreibt da eine strenge Meldepflicht vor."

Betroffen davon sind nicht nur jene, die mit der Infizierten wirklich engen Kontakt hatten, etwa im Reisebus. Immerhin gab es einen gemeinsamen Gottesdienst und eine Papstaudienz. An beiden nahmen neben der hohen Geistlichkeit (Bischof Paul Iby) auch Spitzenpolitiker teil. Auch sie müssen nun zur Tbc-Kontrolle: einer Blutuntersuchung, einem subkutanen Reaktionstest oder einem Lungenröntgen. Peter Rezar: "Ich war schon." (wei, DER STANDARD Printausgabe 26.27.4.2003)