A1 bietet seit kurzem das Android-Tablet Huawei S7 an.

Foto: Birgit Riegler

Auf dem Tablet läuft Andorid 2.1, dem Huawei eine eigene Oberfläche verpasst hat. So sind die Homescreens fix in verschiedene Themenbereiche gegliedert. Welche Apps und Widgets man auf den Screens ablegt, bleibt dem User überlassen. Die Namen der Homescreens können allerdings nicht geändert werden.

Foto: Birgit Riegler

Die Hardware des S7 enttäuscht: statt eines kapazitiven Touchscreens mit Multitouch-Möglichkeit hat Huawei einen resistiven Screen samt Stylus verbaut, der das Tablet technologisch um mehrere Jahre zurück wirft.

Foto: Birgit Riegler

Auf der Rückseite befindet sich ein ausklappbarer Ständer.

Foto: Birgit Riegler

Auch Telefonate sind mit dem S7 über die Lautsprecher möglich. Wie an diesem Foto auch gut erkennbar ist, verschmiert der Touchscreen sehr schnell.

Foto: Birgit Riegler

Mit seinen Abmessungen wirkt das Tablet tatsächlich wie ein überdimsioniertes Smartphone. Telefonieren, wie es Kollege Zsolt Wilhem hier zeigt, wäre mit dem S7 allerdings nicht nur etwas unpraktisch, sondern aufgrund der Lautsprecher auch nicht sinnvoll. 

Foto: Markus Sulzbacher

Google und Apple liefern sich mit ihren mobilen Betriebssystemen Android und iOS das spannendste Technologieduell der letzten Jahre. Während Steve Jobs' Konzern in Cupertino größten Wert auf eine reibungslose User Experience legt, die Design, Software und Hardware einschließt, versucht man in Mountain View dem User und den Handy-Herstellern so viel Kontrolle wie möglich zu lassen. Das iPad hat den bislang von Konsumenten weitgehend verschmähten Tablet-Markt angekurbelt. Verschiedene Hersteller versuchen den Weg des Apple-Tablets nun mit eigenen Android-Tablets nachzuzeichnen. Einer davon ist Huawei, dessen S7 nun bei A1 in Österreich erhältlich ist. Wie der WebStandard-Test zeigt, reicht das S7 jedoch längst nicht an das iPad und auch nicht an aktuelle Android-Smartphones heran.

Touchscreen

Das größte Defizit des Huawei S7 ist der Touchscreen. Mit sieben Zoll und einer Auflösung von 800 x 480 Pixeln ist das Gerät zwar noch relativ handlich, doch im Vergleich mit iPad oder Smartphone-Displays hinkt der Screen des S7 um einige Jahre hinterher. Statt eines kapazitiven Touchscreens kommt ein resistiver Bildschirm zum Einsatz, den als Bedienhilfe ein Stylus ergänzt. Das Display fühlt sich billig an und ist wenig präzise. Die Multitouch-Eingaben, die unter Android 2.1 eigentlich unterstützt werden, sind auf dem S7 nicht möglich. Das auf anderen Smartphones so reibungslose Scrollen und "Swipen" wird auf dem S7 zu einem Herumkratzen mit Fingernägeln am Bildschirm. Da fällt noch weniger ins Gewicht, dass die Auflösung von 800 x 480 bei sieben Zoll zu unscharfer Schrift und pixeligen Grafiken führt.

Ausstattung

Die technische Ausstattung unterscheidet sich, abgesehen vom Touchscreen, kaum von durchschnittlichen Smartphones. Angaben zu Prozessor und Arbeitsspeicher macht Huawei nicht. Informationen von Gadget-Blogs bezüglich Prozessor und Arbeitsspeicher variieren. Statt des ursprünglich kolportierten 1 GHz-Chips dürfte tatsächlich die Snapdragon-CPU ARM-A8-Cortex mit nur 768 MHz zum Einsatz kommen. Der RAM-Speicher liegt demnach bei 256 MB. Der geringe Arbeitsspeicher macht sich jedenfalls beim Wechseln zwischen den Homescreens oder Öffnen von Apps bemerkbar. Zur weiteren Ausstattung gehören Bluetooth, ein microSD-Kartenslot zusätzlich zum internen Speicher von 8 GB, ein microUSB-Anschluss, einen 3,5-mm-Kopfhöreranschluss, GPS sowie WLAN. Hier wird  nicht nur WLAN 802.11b/g sondern auch der flotte n-Standard unterstützt. Beim Surfen über WLAN ist das Gerät dadurch relativ flink. Das S7 unterstützt auch das DLNA-Protokoll für Netzwerkstreaming und ist für GSM/GPRS/EDGE/HSPA-Netze geeignet. Mit dem S7 sind Telefonate über die Lautsprecher möglich. Der Klang der Lautsprecher ist etwas blechern. Für Musik sollte man Kopfhörer anschließen - im Lieferumfang sind allerdings keine enthalten.

Kamera

Im Gegensatz zum iPad hat Huawei im S7 auch eine Kamera verbaut. Mit 2-Megapixel darf man sich jedoch keine überragenden Fotos erwarten. Außerdem sitzt die Kamera auf der Vorderseite direkt neben dem Display, was wohl vor allem für Videochats gedacht ist. Will man etwas anderes fotografieren, muss man das Gerät mit dem Display von sich weghalten - somit sieht man das Motiv am Display nicht. Auch abgesehen von diesen Kritikpunkten enttäuscht die Kamera. So löst sie nur sehr langsam aus und im Test kam es mehrmals zum Absturz der Kamera-Anwendung.

Android 2.1

Positiv am S7 ist, dass mit Android 2.1 die Wahl immerhin auf die vorletzte Android-Version gefallen ist. Die aktuellste Version ist derzeit Android 2.2 Froyo. Dennoch bringen noch immer einige Hersteller Geräte mit 1.6 auf den Markt. Auch der Android-Market ist zugänglich. Huawei hat Android allerdings angepasst und ein eigenes System für die Homescreens erdacht. So sind die Homescreens in fünf Bereiche mit je zwei Screens unterteilt: Home, Web, Unterhaltung, Kommunikation und Favoriten. Apps und Widgets sind je nach Kategorie in einem dieser Bereiche zu finden. Der Grund für diese Entscheidung dürfte wohl am resistiven Touchscreen liegen. Da das "Swipen" zwischen den Homescreens mit dem Finger am Display nicht so gut funktioniert, kann man sich zum gewünschten Screen per On-Screen-Button klicken. Sogesehen eine clevere Idee, die jedoch nicht mehr als Hilfsmittel ist, um die Schwächen des Touchscreens auszugleichen. Leider kann man die Kategorien nicht umbenennen und die Ausrichtung ist auf die horizontale Ansicht beschränkt. Eine weitere Änderung hat Huawei an der Benachrichtigungsleiste vorgenommen. Statt der üblichen Leiste werden Nachrichten über neu eingegangene E-Mails, SMS oder App-Aktualisierungen mittels eines eigenen Icons neben dem Symbol für den Akkuverbrauch angezeigt. Mit einem Klick auf das Icon gelangt man zu einer Liste von Apps, die eine Benachrichtigung initiiert haben. A1 hat zudem einige zusätzliche Apps vorinstalliert wie die Navi-Software A1 Wisepilot, A1 Music, einen Parkplatzfinder und den Twitter-Client Twiddroid Pro.

Design

Mit Abmessungen von 20,9 x 10,8 x 1,5 cm und den beiden Telefontasten zum Annehmen und Auflegen wirkt das S7 wie ein überdimensionales Telefon. Beide Telefontasten auf der einen, sowie Home-, Menü- und Zurücktaste auf der anderen Seite des Screens sind ohne fühlbare Erhebung im Gehäuse untergebracht, müssen aber mit etwas Nachdruck auf das Gehäuse betätigt werden. Das Display fühlt sich aufgrund der Plastikbeschichtung billig an und verschmiert sehr schnell. Auf der Rückseite befindet sich ein ausklappbarer Ständer, um das Tablet aufstellen zu können. Praktisch ist, dass zum Einlegen der microSD-Karte die Rückenabdeckung nicht abgenommen werden muss. Der Slot befindet sich an der unteren Gehäuseseite. Mit 500 Gramm ist das S7 relativ schwer. Über einen Dock-Anschluss sollen sich weitere Peripherie-Geräte anschließen lassen. Ein entsprechendes Kabel ist im Lieferumfang jedoch nicht enthalten.

Stromverbrauch

Der Lithium-Ionen-Akku mit 2200 mAh gehört nicht zu den stärksten Akkus, soll aber laut Huawei im Betrieb bis zu acht Stunden, im Standby-Modus bis zu 100 Stunden durchhalten. Bei intensiver Nutzung mit aktiviertem WLAN und GPS lag die Betriebsdauer deutlich unter den versprochenen acht Stunden. Wer Bluetooth, WLAN, GPS deaktiviert und das Tablet nicht zu oft fordert sollte zwei zumindest ein bis zwei Tage ohne neuerliche Stromzufuhr auskommen. Wird das Tablet aktiver genutzt, heizt sich allerdings die Rückseite relativ stark auf.

Fazit

Die Erwartungen an das Android-Tablet waren groß und wurden enttäuscht. Android 2.1 kann die Schwächen der Hardware nicht ausgleichen. Der schlechte Touchscreen ist das größte Defizit des Geräts, die Kamera ist in der Art wie sie integriert wurde überflüssig. Wer sich dennoch für das S7 interessiert, sollte das Gerät im Geschäft unbedingt vorher ausprobieren um keine böse Überraschung nach dem Auspacken zu erleben. Denn von der flüssigen User Experience des iPads oder aktueller Android-Smartphones ist das Huawei S7 weit entfernt. Das Tablet ist bei A1 ab 0 Euro bei gleichzeitiger Anmeldung des Tarifs Breitband Premium 10 GB um 39 Euro pro Monat (24-Monatsbindung) oder 29 Euro bei 36-Monatsbindung erhältlich. Der Preis für das Tablet ohne Vertrag liegt bei etwa 380 Euro, offen ist es jedoch nicht in Österreich verfügbar. (Birgit Riegler/ derStandard.at 16. August 2010)