Ramsan Kadyrow will nicht mehr Präsident der russischen Kaukasusrepublik Tschetschenien sein. Der umstrittene Statthalter Moskaus hat einen entsprechenden Antrag im tschetschenischen Parlament eingebracht. Kadyrow denkt jedoch nicht daran, seine Macht aufzugeben, vielmehr stößt er sich an der Bezeichnung "Präsident" für sein Amt.

"In einem einheitlichen Staat soll es nur einen Präsidenten geben", heißt es in dem Antrag. In Russland werden die Chefs der jeweiligen Föderationssubjekte unterschiedlich bezeichnet. Außer in Tschetschenien gibt es noch zwölf weitere Präsidenten. Am häufigsten ist jedoch die Bezeichnung Gouverneur.

Die Benennung der Gebietschefs ist in Russland nicht geregelt. Die tschetschenischen Abgeordneten können nun über den neuen Titel Kadyrows entscheiden. Zur Auswahl stehen: Oberhaupt der Republik, Regierungschef, Landesvater oder aber Imam. Letzteres wäre Kadyrow am liebsten. Das Problem ist nur, dass "Imam" eine religiöse Konnotation hat. Laut Alexej Malaschenko, Kaukasus-Experte des Moskauer Carnegie-Zentrums, wäre das ein klarer Verstoß gegen die russische Verfassung, da dort die Trennung von Staat und Religion festgeschrieben ist.

Die Regierungspartei Einiges Russland begrüßt generell den Vorstoß Kadyrows und hofft, dass die anderen Präsidenten dem tschetschenischen Beispiel folgen. Die Bezeichnung Imam für Kadyrow schließt sie jedoch aus. (Verena Diethelm, DER STANDARD, Printausgabe 16.8.2010)